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Wisdom hat es wieder getan: Die älteste bekannte Vogelmutter brütet auf einem entlegenen Atoll im Pazifik ihr vermutlich 42. Ei aus.
Foto: Reuters / Kristina McOmber/Kupu Conservation Leadership Program & USFWS

Honolulu/Wien – Wochenlang warteten die Ornithologen des US Fish and Wildlife Service Refuge bang auf ihre mögliche Rückkehr. Seit Ende November herrscht Gewissheit – und eine der schönsten Tiergeschichten der letzten Jahre findet eine weitere Fortsetzung: Die Laysanalbatrosdame Wisdom ist wieder auf den Midwayinseln gelandet, die auf halbem Weg zwischen Kalifornien und Japan im Pazifik liegen.

Das machen abertausende andere Albatrosse auch: Das rund zehn Kilometer große Midway-Atoll bietet 29 Vogelarten und rund drei Millionen Seevögeln einen Nistplatz und beherbergt eine der größten Albatrosbrutkolonien der Erde. Etwa 70 Prozent aller Laysanalbatrosse kommen hierher, um Eier zu legen und ihre Küken großzuziehen.

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Warum Wisdoms Rückkehr und die Eiablage, die Mitte Dezember bestätigt wurde, dennoch eine Geschichte wert ist, liegt an ihrem Alter: Der Albatros ist bereits 67 Jahre alt und damit der älteste bekannte Vogel, der in freier Wildbahn lebt. Zudem ist das Weibchen natürlich auch die älteste bekannte Vogelmutter – und brütet gerade ihr vermutlich 42. Ei aus.

Auch das ist im Übrigen außergewöhnlich: Denn während Laysanalbatrosse normalerweise nur jedes zweite Jahr für Nachwuchs sorgen, zog Wisdom mit ihrem Partner Akeakamai (hawaiianisch für "Liebe die Weisheit", kitschiger geht es kaum) in den vergangenen zwölf Jahren neun Küken auf. Für das Brüten ist im Übrigen vor allem Akeakamai zuständig, während Wisdom rund um das Atoll nach Futter sucht.

Wisdom (links) mit ihrem Partner Akeakamai.
Foto: APA/AFP/USFWS/KIAH WALKER

Albatrosse verbringen etwa 90 Prozent ihres Lebens im Flug, nur zur Brutzeit kehren sie an Land zurück, wobei sie immer den gleichen Standort aufsuchen, an dem sie selbst geschlüpft sind. Wisdom dürfte so mittlerweile mehr als fünf Millionen Kilometer über dem Nordpazifik zurückgelegt haben, schätzen die Ornithologen.

Das Albatrosweibchen war 1956 an seinem Brutplatz von Chandler Robbins erstmals beringt worden, einem berühmten US-Ornithologen, der im März 2017 im Alter von mehr als 98 Jahren starb. Ihm war es 2002 gelungen, das Tier fast an derselben Stelle nochmals aufzuspüren, mit einem neuen, auffällig roten Ring zu versehen und zu registrieren. Bis zum Vorjahr taufte er auch den Nachwuchs des Albatrospaars. (Klaus Taschwer, 30.12.2017)