Beim Swatting erfinden Spieler Bedrohungen, um einander die Polizei auf den Hals zu hetzen

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Ein Streit zwischen zwei "Call of Duty"-Spielern hat im US-Bundesstaat Kansas zum Tod eines Unbeteiligten geführt. Die zwei Gamer gerieten nach einem verlorenen Onlinematch aneinander, sie stritten um zwei Dollar. Einer der Streithähne wollte dem anderen durch sogenanntes "Swatting" eine Lektion erteilen. So nennt man die Praxis, ein Einsatzteam (Swat-Team) der Polizei an die Adresse der Zielperson zu schicken.

Bedrohungslage erfunden

Dabei werden mit Stimmenverzerrer und anonymisierter Anrufersoftware erfundene Bedrohungen ausgesprochen, beispielsweise wird die Polizei über eine bewaffnete Geiselnahme im Haus des Swatting-Ziels informiert. Die Polizei muss diesen Anruf ernst nehmen, sie reagiert darauf meistens mit einer aggressiven Taktik.

So auch in diesem Fall – allerdings war nicht nur die Bedrohung, sondern auch die Adresse falsch. Einer der Spieler hatte offenbar absichtlich einen falschen Wohnort übermittelt. Das Einsatzkommando der Polizei stürmte das dortige Haus und erschoss dabei einen unbeteiligten Familienvater.

Der Anrufer habe vorgegeben, es habe eine Schießerei und eine Geiselnahme gegeben, sagte der stellvertretende Polizeichef von Wichita, Troy Livingston. Die Polizisten dachten offenbar, der unschuldige Vater von zwei kleinen Kindern würde eine Waffe ziehen.

Drei Personen verdächtigt

Offenbar war neben den zwei "Call of Duty"-Spielern noch eine dritte Person beteiligt, die den Swatting-Anruf bei der Polizei abgesetzt hat. Alle drei erwarten nun strafrechtliche Konsequenzen. Allerdings ist auch unklar, warum die Polizei den unbeteiligten Dritten bei der Überprüfung der Meldung erschossen hat. Auch das dürfte eine Untersuchung nach sich ziehen.

Wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichteten, soll es bereits zu einer ersten Festnahme gekommen sein. Der Verdächtige soll den erfundenen Notruf abgesetzt haben. Er gab an, auch für eine Bombendrohung gegen die US-Telekombehörde FCC verantwortlich zu sein.

Zunahme an Fällen

Die Praxis des Swattings hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Oft werden Spieler, die online live auf Twitch übertragen, zum Opfer dieser gefährlichen Streiche. Der aktuelle Fall ist aber der erste, bei dem die Polizei tödliche Gewalt eingesetzt hat. Vergangenen April war allerdings ein Spieler schwer verletzt worden. Die Praxis kommt nicht nur in den USA vor. Vergangenen Jänner war etwa ein deutscher Stalker zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden, weil er einen Feuerwehreinsatz bei seinem Opfer ausgelöst hatte. (red, 30.12.2017)