Rechtsextreme griffen vor allem nach ihren gewalttätigen Eskalationen in Charlottesville (Bild) im Sommer 2017 auf Bitcoin zurück

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Nahezu anonym, sicher, dezentralisiert: Diese Eigenschaften von Bitcoin machen die Kryptowährung auch für Kriminelle und Extremisten interessant. So ist es kein Wunder, dass viele Rechtsextreme in die digitale Währung investiert haben. Sie profitieren nun vom Bitcoin-Kursanstieg, wie die Washington Post berichtet.

IT-Plattformen sperrten Rechtsextreme

Vor allem seit dem vergangenen Sommer ist die Kryptowährung in rechtsextremen Kreisen beliebt. Nach den eskalierten Demonstrationen in der US-Staat Charlottesville, bei denen eine Antifaschistin ermordet wurde, sperrten viele IT-Plattformen rechtsextreme Mitglieder. Diese wandten sich daraufhin dem Dark Web, aber auch Bitcoin zu. "Seit die Demonstranten 'Juden werden uns nicht ersetzen' gegröhlt haben, hat sich der Bitcoin-Wert vervierfacht", schreibt die Washington Post.

14,88 Bitcoin

So soll etwa die Hetzseite "Daily Stormer" ihre Geschäfte via Bitcoin erledigen. Sie erhielt im Sommer eine Spende über 14,88 Bitcoin – ein Nazicode, denn die Ziffern stehen für Buchstaben im Alphabet: 14 für die "Fourteen words" des "Glaubenssatzes" der weißen Nationalisten, 88 (HH) für Heil Hitler. Die 14,88 Bitcoin waren zum Zeitpunkt der Spende 60.000 Dollar wert, mittlerweile hat sich diese Zahl auf 235.000 Dollar erhöht.

Bewegungen nachvollziehbar

Bitcoin gilt zwar als anonym, de facto können einzelne "Geldbörsen" aber identifiziert werden. So konnten Forscher des Southern Poverty Law Centers herausfinde, dass die Spende über ein Bitcoin-Konto finanziert wurde, in dem Ersparnisse im Wert von 45 Millionen Dollar liegen. Rechtsextreme in den USA verfügen also über finanziell potente Spender. Der Sicherheitsforscher John Bambenek hat einen eigenen Twitter-Bot entwickelt, der Transaktionen von Bitcoin-Wallets publiziert, deren Besitzer wohl rechtsextrem sind.

Wikileaks profitiert

In einer ähnlichen Situation wie Rechtsextreme befindet sich auch Wikileaks: Die Whistleblower-Plattform wird seit Jahren von großen IT-Konzernen und Zahlungsdiensten boykottiert, weshalb sie früh auf Bitcoin setzen müsste. Das zahlt sich nun aus. "Wir mussten in Bitcoin investieren – und haben nun 5.000 Prozent Wertanstieg", twitterte Wikileaks-Chef Julian Assange, der sich "herzlich" bei den Verantwortlichen bedankte. Das Ziel, die Möglichkeiten von Kriminellen, Aktivisten und Rechtsextremen einzuengen, hat unbeabsichtigt also zu einem Anstieg ihrer Vermögenswerte geführt. (red, 30.12.2017)