Bereits im Mai war der Theewaterskloof-Stausee ausgetrocknet. Dabei handelt es sich um die Hauptwasserquelle für die Metropole Kapstadt.

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In Südafrikas Touristenmetropole Kapstadt werden viele der ausländischen Besucher schon am Flughafen mit den Infos der aktuellen Krise begrüßt: "Spart wie ein Einheimischer." Kein Tropfen Wasser soll vergeudet werden, denn die schöne Stadt am Meer leidet schon seit Monaten unter einer Jahrhundertdürre.

Ausgerechnet in der Sommersaison zum Jahreswechsel am Kap der Guten Hoffnung spitzt sich die Wasserknappheit zu. Das Wasser vor den Dämmen droht auf ein dramatisches Niveau zu sinken: Bei 13,5 Prozent Wasserstand wird der "Tag null" ausgerufen – dann dreht die Stadt alle Wasserhähne zu. Noch ist es nicht so weit: Seit Mitte Dezember pendelt der Wasserstand in den Vorratsanlagen bei etwa 33 Prozent.

Tourismus als Gefahr

Die "Mother City" leidet stark unter der Wasserarmut. Zwar ist Kapstadt ein Urlaubsmagnet und zieht jährlich etwa zwei Millionen Besucher aus dem Ausland an, aber diese Einnahmequelle ist gleichzeitig eine zusätzliche Gefahr für den Umgang mit dem kostbarsten Gut.

Rund zehn Prozent der Besucher kommen im Dezember, und gerade in diesen Wintermonaten – das ist der südafrikanische Sommer – ist als Folge des Klimawandels kein Verlass mehr auf ausreichende Regenfälle an der südlichsten Spitze Afrikas.

29. April als Deadline

Schon vor mehr als einem Jahr ist die Wasserknappheit am Kap erkannt worden. Seither hat die Stadt mit unterschiedlichen Aktionen und Sparplänen auf die Lage aufmerksam gemacht und überlegt, mit welchen Methoden der Verbrauch gesenkt werden kann. Doch jetzt schrillen die Alarmglocken: Die Infotafel auf der Website der Stadt zeigt den 29. April als "Day Zero" an. Der Wert wird aus dem Tagesverbrauch der Vorwoche errechnet. Tritt dieses Szenario ein, müssen Kapstädter an 200 geplanten Stellen in ihrer Stadt anstehen, um Wasserrationen zu erhalten. Polizei und Militär sollen für Ordnung sorgen.

Die Stadt fordert, Wasser zu sparen, und schlägt weniger als 87 Liter pro Tag und Person als Richtlinie vor. Dann könne der schlimme Tag null erspart bleiben, heißt es. Derzeit liegt der Verbrauch der Stadt bei 641 Millionen Litern täglich. Aber die Stadt muss kämpfen, den anvisierten Wert von rund 500 Millionen Liter Wasserverbrauch der ganzen Stadt pro Tag zu erreichen. Die Sorgen um die Zukunft steigen: "Kapstadt könnte die erste bedeutende Stadt der Welt werden, die kein Wasser mehr hat – und das kann in den nächsten vier Monaten passieren", sagt Anthony Turton, Professor am Umweltzentrum der University of Free State.

Zuläufe sanierungsbefürftig

An den Universitäten, in den sozialen Medien, an Schulen im ganzen Land diskutieren Experten über Alternativen wie Wasseraufbereitung, Entsalzungsanlagen und über die Sanierung der Wasserinfrastruktur.

Ebenso müssen die Zuläufe der Dämme saniert werden. Solange es noch keine langfristige Alternative gibt, Wasser zu recyceln, müsse gespart werden, lautet das Motto. "Wir leben in einer wasserarmen Region, und wir wissen, dass der vorhergesagte Regen in der kommenden Saison kaum ausreichen wird", sagte Kapstadts Bürgermeisterin Patricia de Lille. Der größte Wasserspeicher Kapstadts, Theewaterskloof Dam in der Nähe von Villiersdorp, ist fast leer. Die Wasserpreise haben sich verdoppelt.

Zudem planen die Behörden, das Grundwasser anzuzapfen und Meerwasser für Haushalte aufzubereiten. Kritiker und die nationale Regierungspartei des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) werfen der Stadtregierung vor, zu langsam reagiert zu haben. Dort regiert die Opposition, die Demokratische Allianz (DA).

Bewässerung eingeschränkt

Nun sind die Ratschläge der Stadt, mit denen die Wasserkrise eingedämmt werden soll, vielfältig: Wer einen Garten hat, darf ihn nur dienstags und samstags vor 9 Uhr oder nach 18 Uhr für eine Stunde bewässern, aber nicht mit Trinkwasser, sondern mit gesammeltem "Greywater".

Öffentliche Duschen an Stränden oder in Schwimmhallen sind deinstalliert, Autowaschen ist verboten sowie das Auffüllen der Swimmingpools. Wasser ist jetzt nur da, um die Grundbedürfnisse wie Trinken, Kochen, Waschen zu stillen. Die Toilette soll nur spülen, wenn es notwendig ist, und nur mit Wasser, das in der Dusche oder Abwasch verwendet wurde.

Zu den Kampagnen gehören auch extra komponierte "Shower-Songs", das sind zwei Minuten lange Duschlieder. Wenn das Lied endet, sollte jeder fertig sein. (Martina Schwikowski aus Johannesburg, 3.1.2018)