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Burglind fegte auch über den Genfer See hinweg. Auch für Teile Vorarlbergs und Tirols gilt heute die Warnstufe Rot.

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In Köln liegen Bäume auf der Straße.

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Teile eines kaputten Daches liegen in Stuttgart auf der Straße.

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Wien – Wintersturm Burglind traf am Mittwochmorgen Deutschland und die Schweiz und zog dann in den Westen Österreichs weiter. Der Sturm hat am Nachmittag die Hornbahn der Kitzbüheler Bergbahnen zum Stillstand gebracht. Grund war ein wahrscheinlich durch einen Windstoß ausgelöster technischer Defekt einer einzelnen leeren Gondel, teilten die Bergbahnen mit. Eine Evakuierung der in den stehenden Gondeln befindlichen Personen war im Gange. Wie viele Wintersportler sich darin befanden, war vorerst unklar.

Dauereinsatz in Vorarlberg

In Vorarlberg hielt Burglind mit Windspitzen von bis zu 140 km/h die Feuerwehren im Dauereinsatz. In rund drei Stunden rückten die Feuerwehrleute nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) rund 260 Mal aus. Zwar wurden zahlreiche Straßen durch Bäume verlegt sowie mehrere Hausdächer abgedeckt, verletzt wurde aber niemand.

Am frühen Nachmittag schien das Schlimmste überstanden. In Tirol wurden indes bedeutend weniger Einsätze verzeichnet.

Einsätze im Minutentakt

Als der Sturm mit Orkanböen gegen 11.00 Uhr in Vorarlberg Einzug hielt, wurden die Feuerwehrleute im Minutentakt gerufen. Am stärksten betroffen war der Großraum Feldkirch, in dem etwa die Hälfte der Feuerwehreinsätze anfielen. Aber auch im Großraum Bregenz und im Bregenzerwald hinterließ Burglind deutliche Spuren.

In Sulzberg im Bregenzerwald kam es laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zu Windspitzen von 127 km/h, rund um den Bodensee wurden um die 100 km/h gemessen. "Wettering Vorarlberg" verzeichnete in Mellau (Bregenzerwald) auf 1.400 Meter Seehöhe sogar maximale Windstöße von über 140 km/h. In den übrigen Landesteilen lagen die Windgeschwindigkeiten bei etwa 80 km/h. Gegen 14.00 Uhr beruhigte sich der Sturmwind so plötzlich, wie er gekommen war.

Schäden durch umstürzende Bäume

Dabei sorgten die umgestürzten Bäume für etliche Schäden. So wurde bei der Bahnhaltestelle Feldkirch-Altenstadt die Oberleitung abgerissen, von den ÖBB wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. In Langen bei Bregenz kam es laut RFL zu einem kurzzeitigen Stromausfall. In Einzelfällen landeten abgebrochene Baumstämme auch auf Hausdächern und auf Fahrzeugen, wie Betroffene berichteten. Weil die Straßen blockiert waren oder auch aus Sicherheitsgründen waren mehrere Verbindungen zumindest vorläufig nicht befahrbar, darunter die Langener Landesstraße (L2), die Achrainstraße (L49), die Eichenberger Straße (L11) oder auch ein Abschnitt der Feldkircher Straße (L66).

In den höher gelegenen Regionen Vorarlbergs wurden viele Liftanlagen und Seilbahnen aus Sicherheitsgründen gar nicht in Betrieb genommen. So blieben etwa am Arlberg 21 von 88 Bahnen geschlossen, im Skigebiet Silvretta Montafon standen schon am Vormittag 14 von 36 Anlagen still. Im Bregenzerwald war unter anderen das Skigebiet Andelsbuch-Bezau betroffen, das bei Windgeschwindigkeiten von 90 km/h geschlossen blieb.

Stürmische Nacht in der Schweiz

Vorboten von Burglind sind in der Nacht auf Mittwoch über die Schweiz gefegt. Auf dem Säntis wurden gegen 4 Uhr Böen von bis zu 146 Kilometer pro Stunde gemessen. Über mögliche Sturmschäden war vorerst nichts bekannt.

Auch für Mittwoch wurde für weite Teile der Schweiz eine Sturmwarnung der Gefahrenstufe drei ("erheblich") herausgegeben. Laut Meteo Schweiz musste auf der Alpennordseite im Verlauf des Tages und auf den Alpengipfeln mit Sturmwinden und gar Orkanböen gerechnet werden. Die Polizei mehrerer Kantone rieten der Bevölkerung, sich während des Sturms nicht im Wald aufzuhalten.

Straßensperren

Es kam zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen: Die Appenzeller Bahn stellte wegen der noch erwarteten Böen den Betrieb zwischen Weissbad und Wasserauen vorläufig ein. Auf dem Streckenabschnitt wurden Busse eingesetzt, wie die Bahnverkehrsinformation mitteilte. Im Kanton Zürich wurde die Straße zwischen Dietlikon und Kloten in beiden Richtungen gesperrt. Der Flugbetrieb lief am frühen Morgen zunächst ohne Verspätungen an.

Verkehrsbehinderungen in Deutschland

Die Ausläufer des Sturmtiefs zogen mit mehr als 120 Kilometern pro Stunde auch über Deutschland hinweg und sorgten vor allem im Süden und Westen für Störungen: In Nordrhein-Westfalen prallte Mittwochfrüh ein Zug auf der Strecke zwischen Coesfeld und Dortmund im Bereich Lünen gegen einen umgestürzten Baumstamm. Dabei entgleiste der Triebwagen und rutschte trotz Schnellbremsung etwa 120 Meter durch das Gleisbett. Von den rund 70 Fahrgästen wurde nach ersten Erkenntnissen offenbar niemand verletzt.

Hochsitz auf Fahrbahn

Auch auf den Autobahnen A44 zwischen Jülich und Aldenhoven und auf der A59 bei Duisburg kam es laut WDR und Radio Duisburg zu Behinderungen. Auf der A44 stürzte ein Hochsitz auf die Fahrbahn. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen bat Autofahrer, besonders vorsichtig zu fahren.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor umherfliegenden Gegenständen und umstürzenden Bäumen. "Die Böden sind durch den Regen der vergangenen Tage durchnässt, Bäume kippen leichter um", sagte der DWD-Meteorologe Robert Hausen in der Nacht auf Mittwoch. Vor allem in Wäldern solle man sich am Mittwoch lieber nicht aufhalten.

Toter in Frankreich

Im Norden Europas trägt Burglind den Namen Eleanor und ist dort für einen Toten und mehrere Verletzte verantwortlich. Ein Skifahrer sei auf einer Piste in Morillon in den französischen Alpen von einem Baum erschlagen worden, teilte die Polizei mit.

Darüber hinaus seien nach einer vorläufigen Bilanz 15 Menschen durch den Sturm verletzt worden, vier von ihnen schwer, sagte ein Sprecher des Zivilschutzes. Sie wurden zum Teil von umstürzenden Bäumen oder herabfallenden Gegenständen getroffen.

Die Regionalflughäfen in Straßburg und Basel-Mülhausen-Freiburg an der Grenze zu Deutschland wurden wegen des Sturms vorübergehend gesperrt, wie die Betreiber mitteilten. Auch der Eiffelturm in Paris wurde wegen Windböen von bis zu hundert Stundenkilometern geschlossen. Rund 200.000 Haushalte vor allem im Norden Frankreichs waren nach Angaben der Behörden ohne Strom.

Berlinerin als Namensgeberin

Sturmtief Burglind verdankt seinen Namen einer Berlinerin. Sie habe sich die Wetterpatenschaft für das zweite Tiefdruckgebiet dieses Jahres selbst geschenkt, sagte eine Mitarbeiterin des Instituts für Meteorologie der Freien Universität (FU) Berlin am Mittwoch.

Das Institut der FU vergibt seit 1954 Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen. In diesem Jahr bekommen die Tiefs weibliche Namen, die Hochs männliche. Begonnen wird am Jahresanfang immer mit "A". Dann geht es in alphabetischer Reihenfolge weiter. "Burglind" ist bereits das Tief "Alja" vorausgegangen. Das erste Hoch des Jahres wird "Adam" heißen.

Patenschaften für Hochdruckgebiete kosten 299 Euro, für Tiefdruckgebiete sind es 199 Euro. In diesem Jahr werden noch Namensgeber für Tiefdruckgebiete mit den Anfangsbuchstaben "Q" und "X" gesucht. Bei den Hochdruckgebieten sind noch Patenschaften mit den Anfangsbuchstaben "Q", "X", "Y" und "Z" zu haben. (red, APA, 3.1.2018)