Heinz Kammerer macht sich Gedanken über seine Nachfolge.

Foto: Wein & Co / Florian Payer

Wien – Es ist nicht das erste Mal, dass Wein & Co mit einem Partner in Verbindung gebracht wird. Dem von Heinz Kammerer aufgebauten Weinhandels- und Gastronomiebetrieb war schon vor drei Jahren im Zusammenhang mit einer Deutschland-Expansion eine bevorstehende Allianz mit einem internationalen Rivalen nachgesagt worden. Mit ziemlicher Zeitverzögerung könnte es nun doch noch dazu kommen.

Wie der Standard aus Insiderkreisen erfahren hat, soll Wein & Co an den führenden europäischen Weinhändler Hawesko verkauft werden. Die Hamburger, die u. a. mit der bekannten Vertriebsschiene Jacques' Wein-Depot am Markt aktiv sind, kamen zuletzt auf 480 Millionen Euro Umsatz und sind damit in etwa zehnmal so groß wie Wein & Co.

Betrieb sei gut aufgestellt

Kammerer selbst bleibt – auf die Gerüchte angesprochen – vage. Einerseits müsse er angesichts des nahenden 70. Geburtstags an seine Nachfolge denken, sagt er auf Anfrage, andererseits gebe es zwar immer wieder Kontakte, doch von einem konkreten Verkauf will der Geschäftsmann aktuell nichts wissen. "Ich bekomme im Jahr fünf Angebote", meint Kammerer.

Den Betrieb sieht er nach einer Restrukturierungsphase gut aufgestellt. Der frühere Teppich- und Fliesenhändler hatte sich 2012 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, kehrte aber schon drei Jahre später wieder zurück. Die Bilanzdaten der letzten Jahre zeigen kein allzu rosiges Bild. Nach einem Verlust von 2,5 Millionen Euro im Rumpfjahr 2015 wird für 2016 (per Ende September) ein Minus vor Steuern von 479.000 Euro ausgewiesen. Für das abgelaufene Jahr, für das die Bilanz noch nicht vorliegt, werden wieder Gewinne in Aussicht gestellt.

Filialen geschlossen

Kammerer musste einige Filialen schließen und verfügt noch über 20 Geschäfte. Die Logistik wurde an die Deutsche-Bahn-Tochter Schenker ausgelagert. "Wir haben auf der Kostenseite viel gemacht. Jetzt sind wir zukunftsfit", sagt dazu Kammerer. Starke Zuwächse verzeichne Wein & Co im Onlinehandel.

Das Unternehmen würde gut zu Hawesko passen, meinen Marktbeobachter. Die Hamburger selbst wollen zu den Gerüchten keine Stellungnahme abgeben. Das Hanseatische Wein & Sekt Kontor (Hawesko) verfolgt einen Wachstumskurs und hält nach Akquisitionen Ausschau. Geld dazu hat man dank konstanter Gewinne, die großteils einbehalten werden. Zuletzt erfolgte eine Mehrheitsbeteiligung an WeinArt und damit an Grand Cru Select.

Öffentlichkeitsscheuer Hintermann

Das börsennotierte Unternehmen wird seit knapp drei Jahren von Detlev Meyer kontrolliert, der im Textilhandel mit den inzwischen verkauften Marken Street One und Cecil hunderte Millionen gemacht hat. Der öffentlichkeitsscheue Geschäftsmann ist selbst Weinliebhaber und besitzt zwei Weingüter in Deutschland und Südtirol.

Was die Weinhändler mit höheren Ansprüchen verbindet, ist die Konkurrenz des Lebensmittelhandels, der bei billigen Tropfen dominiert. Dazu kommt der wachsende Druck durch den Onlinehandel. (Andreas Schnauder, 4.1.2018)