Townsville – Korallenriffe bleichen immer häufiger aus. So verkürzten sich die Abstände zwischen den tödlichen Ereignisse pro Standort in den vergangenen Jahrzehnten drastisch. Traten Korallenbleichen zu Beginn der 1980er-Jahre im Durchschnitt noch alle 25 bis 30 Jahre auf, sind es seit 2010 alle sechs Jahre. Die Zahlen stammen von einem Team um Terry Hughes von der James Cook University in Townsville in Australien.

Diese Zeit sei "zu kurz für eine komplette Erholung der vollentwickelten Gemeinschaften" am Riff, schreiben die Wissenschafter im Fachmagazin "Science". Die Erholung dauere zehn bis 15 Jahre für die schnellsten Arten und weit länger für das gesamte Riffsystem.

Korallenbleiche am Great Barrier Reef.
Foto: APA/AFP/SARAH LAI

Komplexe Ökosysteme

Korallenriffe bieten Schutz, Nahrung und Jagdgründe für zahlreiche Meereslebewesen. Das Absterben von Korallen gilt vielen Wissenschaftern deshalb als Warnsignal, dass sich die Artenvielfalt im Ozean künftig stark verringern könnte. Bei einer Korallenbleiche sterben winzige Algen ab, die mit den Korallen in Symbiose leben. Die Koralle erhält von ihnen gewöhnlich Nährstoffe, dafür bietet sie ihnen unter anderem Halt und Schutz. Sterben die Korallenbewohner ab, wird das helle Korallenskelett sichtbar. Wenn eine solche Bleiche länger andauert, sterben die Korallen ganz ab.

Hughes und seine Kollegen haben Messdaten von weltweit 100 Korallenbänken zusammengetragen, die zwischen 31 Grad nördlicher und südlicher Breite liegen. Eine Standardisierung sorgte dafür, dass die Daten von 1980 bis 2016 vergleichbar wurden. Unterschieden wurde auch nach der Intensität der Korallenbleiche: Waren weniger als 30 Prozent eines Riffs betroffen, ordneten die Forscher das Ereignis als moderat ein. Bei einer höheren Prozentzahl galt die Bleiche als schwerwiegend. An nur sechs der 100 untersuchten Orte hat es bisher noch keine schwerwiegende Bleiche gegeben.

"Die Massensterblichkeit von Korallen ist weltweit zur Norm geworden, während die Temperaturen weiter steigen", sagte Hughes. Dabei beschränken sich die schweren Bleichen nicht mehr auf die Zeiten des Klimaphänomens El Nino, das in zahlreichen Meeresregionen für überdurchschnittliche Wassertemperaturen sorgt. "Jetzt sehen wir das Aufkommen von Bleichen in jedem heißen Sommer", sagte Koautor Mark Eakin von der National Oceanic and Atmospheric Administration in College Park (USA).

Pilotprojekt: Korallenaussaat

Taucherin mit "Korallenaussaat".
Foto: SECORE International/Benjamin Mueller

Forscher der Korallenschutzorganisation Secore International berichten indes von ihren neusten Anstrengungen zur Wiederbelebung abgestorbener Riffe. Bisher wurden "Korallentransplantationen" aufwendig Stück für Stück von Hand vorgenommen. Um die Sache zu beschleunigen, sammelten die Wissenschafter nun im Rahmen eines Pilotprojekts in Curaçao Larven, die von Steinkorallenkolonien abgesetzt wurden.

Auf kleinen Betonstrukturen werden Polypen gezogen.
Foto: SECORE International/Valerie Chamberland

In einem Labor wurden die Larven dann zur weiteren Entwicklung auf kleine Betonstrukturen gesetzt. Einige Wochen später, nachdem aus den Larven Korallenpolypen geworden waren, wurden die Betonstücke einfach per Hand im Riff "ausgesät" und in kleine Spalten und Hohlräume geklemmt. "Das verschafft uns im Vergleich zur herkömmlichen Methode eine Zeitersparnis von 90 Prozent", sagte der Secore-Biologe Dirk Petersen. Zudem sei die "Aussaat" um ein Drittel billiger. (APA, red, 6.1.2018)