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Staatschef Erdoğan sieht in US-Urteil, das seiner Regierung Korruption nachweisen will, "viele Widersprüche".

Foto: AP / Burhan Ozbilici

Istanbul/Ankara – Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan hat die Verurteilung eines türkischen Bankers in den USA als Teil einer ganzen "Reihe von Verschwörungen" gegen sein Land verurteilt. "Was wir in Amerika sehen, ist eine Reihe schwerwiegender Verschwörungen", sagte Erdoğan am Freitag am Istanbuler Flughafen. "Wenn das das Verständnis der USA von Gerechtigkeit ist, dann ist die Welt verloren", fügte Erdoğan hinzu.

Ein New Yorker Geschworenengericht hatte am Mittwoch den früheren Vizechef der türkischen Halkbank, Mehmet Hakan Atilla, des Bankbetrugs und der Verschwörung zur Umgehung der Iran-Sanktionen schuldig befunden. Das türkische Außenministerium und Regierungssprecher Bekir Bozdağ verurteilten die für die türkische Regierung brisante Justizentscheidung am Donnerstag als "beispiellose Einmischung in die inneren Angelegenheiten" der Türkei und als "politische Verschwörung".

Gold für Gasexporte

In dem Prozess ging es um umstrittene Goldgeschäfte des türkisch-iranischen Geschäftsmanns Reza Zarrab mit dem Iran. Die US-Staatsanwaltschaft wirft Zarrab vor, im Auftrag Teherans große Mengen Gold in den Iran gebracht zu haben, um iranische Öl- und Gasexporte zu bezahlen. Nach US-Sicht verstießen diese Geschäfte gegen US-Sanktionen.

Zarrab hat auf schuldig plädiert und in dem Prozess als Zeuge der Anklage ausgesagt. Wann er verurteilt wird, ist noch unklar. Zarrab hat nach eigener Aussage seine Geschäfte über die Halkbank abgewickelt und mehreren Ministern der Regierung des heutigen Präsidenten Erdoğan große Summen zur Bestechung und als Beteiligung an seinen Geschäften gezahlt.

Schuld bei Gülen gesucht

Erdoğan sagte am Freitag, der Fall stecke "voller Widersprüche". Der türkische Präsident hatte den Prozess bereits in der Vergangenheit als "Verschwörung" zum Sturz seiner Regierung seitens der Gülen-Bewegung bezeichnet, die er auch für den Putschversuch von Juli 2016 verantwortlich macht. Die Putschisten lebten aber "wie Paschas auf 400 Morgen Land", sagte Erdoğan mit Blick auf den in den USA im Exil lebenden Prediger Fethullah Gülen.

Die Türkei fordert von den USA seit langem vergeblich eine Auslieferung Gülens. Der Prozess um die umstrittenen Goldgeschäfte hatte die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen den USA und der Türkei weiter belastet. (APA, 5.1.2017)