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Ein afghanischer Flüchtlinge im pakistanischen Peshawar. Mehrere hunderttauschend sollen nach dem Willen Islamabads nun innerhalb der nächsten 30 Tage das Land verlassen.

Foto: AP / Muhammed Sajjad

Islamabad/Kabul – Die pakistanische Regierung gibt Hunderttausenden afghanischen Flüchtlinge 30 Tage, um in ihr kriegszerrissenes Heimatland zurückzukehren. "Wir sind besorgt", sagte ein Sprecher des Uno-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) in Islamabad, Qaiser Khan Afridi, am Freitag. Das pakistanische Kabinett hatte die Entscheidung am 3. Jänner gefällt.

Pakistan beherbergt seit den afghanischen Kriegen und Bürgerkriegen in den 1980er und 1990er Jahren Millionen afghanische Flüchtlinge. Jüngst hat sich das Verhältnis zwischen den Nachbarländern stark verschlechtert und Pakistan erhöht den Druck auf die Afghanen im Land. Afghanistan und auch die USA werfen Pakistan vor, die zunehmend erfolgreichen afghanischen Taliban zu unterstützen und so die Aufbaubemühungen in Afghanistan zu destabilisieren.

Überraschende Entscheidung

2016 waren unter massiver internationaler Kritik in einer der größten Migrationsbewegungen der Welt knapp eine Million Afghanen aus Pakistan in ihr Land zurückgekehrt, das eines der ärmsten der Welt ist. 2017 waren die Zahlen wegen des sich verschärfenden Krieges in Afghanistan zurückgegangen. Es leben noch rund 1,4 Millionen als Flüchtlinge registrierte Afghanen in Pakistan, außerdem Hunderttausende, die als "undokumentiert" gelten.

"Diese Entscheidung kam aus dem Blauen", sagte ein Mitarbeiter des UNHCR. Bei einer Konferenz im November sei man quasi übereingekommen, die Aufenthaltserlaubnis für die registrierten Flüchtlinge um ein Jahr zu verlängern.

Mehrfache Drohungen

Aus dem zuständigen Ministerium für Staaten und Grenzregionen hieß es, man habe die Kabinettsentscheidung noch nicht in bindende Richtlinien gefasst. Pakistan hat in der Vergangenheit mehrmals mit ähnlichen Maßnahmen gedroht, sie aber nicht umgesetzt.

Beobachter halten die Entscheidung für eine Trotzreaktion auf den stark steigenden Druck der USA auf Pakistan – zuletzt in Form eines mit großer Empörung aufgenommenen Tweets von US-Präsident Donald Trump. Der hatte in seinem ersten Tweet des neuen Jahres Pakistan für deren angebliche Unterstützung der afghanischen Taliban scharf angegriffen. In der Nacht auf Freitag – also nach der pakistanischen Kabinettsentscheidung – hatte die US-Regierung dann angekündigt, Militärhilfen für Pakistan zu streichen. (APA, 5.1.2018)