Bürgermeister Michael Häupl findet den Vorschlag des Vizekanzlers "lächerlich".

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Wien – Rund 20.000 Flüchtlinge seien derzeit in Wien in der Grundversorgung. 68 Prozent davon lebten in privaten Quartieren, erklärte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) am Freitag im Ö1-"Mittagsjournal". Diese Personen in Großquartieren unterzubringen sei "überhaupt nicht notwendig", sagte der Stadt-Chef zu dem Vorschlag von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ), Asylwerber in unterbelegten Kasernen einzuquartieren. "Wir haben so wenige Flüchtlinge wie zu Beginn der Jahrtausendwende", so Häupl. Die neue Bundesregierung solle sich lieber darum kümmern, dass die Asylverfahren schneller durchgeführt würden.

Heinz-Christian Strache sprach sich am Donnerstag in "Wien heute" dafür aus, Flüchtlinge in Kasernen unterzubringen.
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FPÖ-Chef Strache hatte in einem Interview mit "Wien heute" zudem eine Art Ausgangssperre für Flüchtlinge vorgeschlagen. Für Häupl ist dies "Unsinn" und nicht vorstellbar: "Das halte ich für lächerlich. Die Menschen sind vor Unfreiheit geflohen und können nicht in neue Unfreiheit gesetzt werden." Die FPÖ müsse begreifen, dass Flüchtlinge keine Verbrecher seien.

Auch Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) erteilte in dieser Frage Strache eine Absage. Er wolle die Idee seines Parteichefs derzeit nicht weiterverfolgen: "Es ist in meinem Ressort im Moment kein Thema", sagte Kunasek am Freitag am Rande der Regierungsklausur im steirischen Schloss Seggau.

Strache fühlt sich missverstanden

Strache selbst ruderte ebenfalls am Rande der Regierungsklausur zurück. Er sei falsch interpretiert worden: "Das ist kein Thema." Es sei in dem Interview um die Frage gegangen, was man mit den angedachten Zentren zur Unterbringung von Asylwerbern meine. Gemeint sei, dass der Innenminister dafür Sorge tragen wolle, dass künftig bei der Unterbringung von Asylwerbern die "staatliche Verantwortung" wieder gelebt werde und dass dies nicht an private Vereine und NGOs ausgelagert werde, erklärte Strache. Es dürfe hier kein "Geschäftszweig" entstehen.

Seine Aussagen zu den Kasernen seien im Zusammenhang mit eventuell leer stehenden Objekten gefallen, wollte Strache klarstellen. "Aber es ist kein Thema, weil wir sie nicht benötigen." Er sei "fast schon belustigt, was da hineininterpretiert wird", sagte Strache. Er findet, dass "aus einer Maus ein Elefant produziert" würde. (APA, ook, 5.1.2018)