Ein Angriff auf die Unterwasser-Infrastruktur des Internets wäre global gesehen nicht ganz so dramatisch.

Foto: APA/AFP/Mazagon Dock Shipbuilder

Um die Welt digital zu verbinden, bedarf es 428 Kabel die über den Grund der Ozeane verlaufen. Sie sind sozusagen die Lebensadern des digitalen Zeitalters. Die Unterseekabel sind deshalb auch Ziel von Geheimdiensten, die so die Informationen auslesen können. Ein Fotograf dokumentierte 2016 die möglichen Angriffsstellen. Doch, was würde passieren, wenn es militärische oder terroristische Angriffe auf diese Kabel geben würde? Diesem Horror-Szenario ging Wired nach.

US-Militär warnt

Vonseiten des US-Militärs gab es hierzu etliche Warnungen in der Vergangenheit. Russische U-Boote sollen immer wieder in der Nähe dieser Unterseekabel aufgespürt worden sein. Auch britische Offiziere sprachen von "katastrophalem und sofortigem" Einfluss auf die Wirtschaft – sollte Russland hier angreifen. Die NATO plant deshalb, diesbezügliche russische Aktivitäten vermehrt zu überwachen.

Professorin entwarnt

Die tatsächliche Gefahr soll allerdings deutlich geringer sein. Nicole Starosielski, Professorin an der New York University, beschäftigte sich im Zuge ihres Buchs "The Undersea Network" mit potentiellen Angriffen auf die Lebensadern des Internets. Sie sagt, dass prinzipiell jemand mit konkretem Wissen das System zerstören könnte – die Wahrscheinlichkeit hierfür ist allerdings sehr gering. Vielmehr seien die Ängste absolut nicht berechtigt.

Jede Woche beschädigt

Tatsächlich soll jede Woche eines der 428 Unterseekabel beschädigt werden. Nicht aber aufgrund militärischer oder terroristischer Sabotage, sondern wegen Unterwasser-Erdbeben, Booten und Steinschlägen. Zudem wird auf Verteilung gesetzt – sollte eines oder mehrere Kabel beschädigt werden, wird einfach auf andere ausgewichen. In der Nähe von Vietnam zerstörten 2007 Fischer unabsichtlich so ein Unterseekabel. Mehrere Monate dauerte die Reparatur an, Internet hatten die Vietnamesen allerdings weiterhin aufgrund eines zweiten Kabels.

Nur theoretische Gefahr

Im Falle eines ausgeklügelten Angriffs würde man somit nur sehr wenig davon mitbekommen. Im theoretischen Szenario, dass alle Unterseekabel zerstört werden würden, könnte man außerdem immer noch innerhalb des jeweiligen Kontinents kommunizieren. Ein gänzlicher Zugriff auf Facebook wäre somit allerdings nicht mehr möglich, da ein Großteil der Server des sozialen Netzwerks in den USA liegen.

Gefährliche Knotenpunkte

Eine generelle Entwarnung sollte dies freilich nicht sein. Regelmäßig müssen Schiffe die Unterseekabel reparieren und es gibt auch gewisse Knotenpunkte, die für potentielle Angriffe besonders interessant wären. Im Falle einer Attacke auf Ägyptens Unterseekabel könnte mindestens ein Drittel der Weltbevölkerung vorübergehend ohne Internet sein. Hierzu müsste man allerdings wissen, wo sämtliche Kabel zu finden sind alle gleichzeitig angreifen.

Haie sind unschuldig

Zuletzt gibt es auch immer wieder mit Berichte von Hai-Angriffen auf die Unterwasser-Infrastruktur des Internets. Diese stellen allerdings keinerlei Gefahr dar. Zwei Drittel aller Beschädigungen gehen auf Fischer-Boote beziehungsweise Anker zurück. Kaputte Unterseekabel wegen Angriffen von Haien oder anderen Fischen gab es hingegen noch nie. (red, 06.01.2018)