Bild nicht mehr verfügbar.

Die Blase wächst, ob und – wenn ja – wann sie platzt, das ist die Gretchenfrage.

Foto: Dpa/Oliver Berg

Washington/Wien – Sie steigen und steigen: Trotz sprudelnder Einnahmen dank guter Konjunktur und trotz Niedrigzinsen, die den Schuldendienst verbilligen, kennen die Staatsschulden offenbar nur eine Richtung: aufwärts. Das könnte sich rächen, wenn die Zinsen wieder annähernd normale Niveaus erreichen sollten. Auf diesen brisanten Zusammenhang hat der Weltbankenverband (Institute for International Finance, IIF) in einem neuen Bericht hingewiesen.

Die Bankenvertretung mit Sitz in Washington warnt darin, dass Regierungen mit hoher Verschuldung beziehungsweise mit einem schlechten Verhältnis der ausstehenden Kredite zu den laufenden Staatseinnahmen unter Druck geraten könnten. Konkret werden die USA, Großbritannien, Japan und Brasilien genannt, also nicht gerade die kleinsten Volkswirtschaften. Verbesserungen gab es bei der Kennzahl Schulden zu Staatseinnahmen laut IIF nur in Indien und in der Türkei.

Neue Gefahren aus USA

Das Institut macht zudem auf die Steuersenkung der USA aufmerksam, die zu einer Reduktion der Einnahmen führen wird. Sollten andere Länder die Reform nachahmen, würde das weltweit "den Druck auf die Schulden und die Nachhaltigkeit der Finanzen verstärken", heißt es in der aktuellen Untersuchung.

Als ebenso besorgniserregend erachtet die Bankenlobby die Gesamtverschuldung, zu der neben den Außenständen der Staaten auch jene der Unternehmen, Banken und privaten Haushalte zählen. Hier kam es in den letzten zehn Jahren zu einem Anstieg um 56 Billionen Dollar auf 232,9 Billionen Dollar, wobei das Obligo der Betriebe noch rasanter wächst als das der Staaten.

Unternehmensschulden als Bedrohung

Die Verschuldung von Unternehmen erscheint dem Institut besonders bedrohlich. Auch kleinere Betriebe und solche mit schwacher Bonität expandierten zusehends auf Pump, wodurch die Verwundbarkeit der Volkswirtschaften steige. Als besonders heikel erachtet das IIF die Verschuldung der Schwellenländer in Fremdwährung, in der im Vorjahr Anleihen von 600 Milliarden Dollar ausgegeben wurden – ein Rekordwert. Der Anstieg der Kredite in nichtlokaler Währung gemessen am Bruttoinlandsprodukt war in Saudi-Arabien, der Türkei und Israel am größten. Andererseits haben Staaten wie Brasilien, Indien, Kolumbien und Südafrika ihre Fremdwährungspositionen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung deutlich reduziert.

"Substanzielles Risiko" bei Schwellenländern

Das Problem: Die Emerging Markets könnten gleich doppelt unter Druck kommen, wenn die Zinsen steigen und folglich die Fremdwährungen – insbesondere der Dollar – aufgewertet werden. Das IIF spricht hier von einem "substanziellen Risiko" für einige Schwellenländer, das recht kurzfristig aufpoppen könnte. Allein heuer werden Kredite von 1,5 Billionen Dollar fällig.

Einen kleinen Lichtblick gibt es freilich auch. Obwohl die Schulden in absoluten Zahlen steigen, nehmen sie seit 2016 gemessen an der Wirtschaftsleistung leicht ab. Ende des dritten Quartals 2017 lag die Schuldenquote bei 318 Prozent, ein Jahr zuvor waren es 321 Prozent. (Andreas Schnauder, 7.1.2018)