1. Eine Stadt sucht Schnee – M wie Mariazell

Es wird eine der größten ORF-Produktionen des Jahres, eine der aufwändigsten und teuersten. Und wenn der Winter weiterhin so lau vor sich hin herbstelt, dann auch eine der nervenaufreibendsten für das Team: David Schalkos Serienremake von Fritz Langs "M – eine Stadt sucht einen Mörder" heißt nämlich insgeheim gerade vor allem: Eine Stadt sucht Schnee.

M-Logo. Könnte auch für Mariazell stehen.
Foto: Superfilm / ORF

Der Sechsteiler* sollte, so steht es in den Büchern, im tief verschneiten Wien beginnen, und wenn ich mich da nicht verhört habe: im Servitenviertel, Wien 9, Alsergrund. Geplanter Drehstart, bisheriger Stand: 15. Jänner.

Das gemeinhin selbst auf zehn Tage (geradezu unmeteorologisch) höchst präzise derStandard.at/Wetter sagt für diesen Montag null bis vier Grad für den neunten Wiener Bezirk voraus, Sonntag wäre noch günstiger mit minus (!) ein bis zwei Grad, der Dienstag schon wieder etwas schwieriger mit drei bis vier Grad Plus. Nur am 14. verspricht die Prognose "leichte Schneeschauer", die freilich nicht unbedingt nach anhaltender Winterstimmung klingen.

Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie in den nächsten ein, zwei Wochen Konvois von ein paar Dutzend Lkw voller Schnee aus Mariazell Richtung Wien 9 tschundern sehen – soferne der Wallfahrtsort genügend weiße Pracht abzugeben hat. M wie Mariazell. Eine Stadt sucht Schnee.

Da hätte Mariazell gerne Schnee abgegeben – im April 2017.
Foto: APA/Kuss

2. Eine Liste sucht Rat – und nicht nur sie

Nach der Regierung in Seggauberg und der SPÖ in Maria Taferl trifft sich diese Woche die Liste Pilz zur Klausur. Neben einem neuen Namen und einem Programm sucht die Neo-Partei auch einen Stiftungsrat für den ORF – selbst von ihr möglichst unabhängig, aber möglichst kundig in Sachen Rundfunk(politik) und Medienökonomie.

Peter Pilz wäre dafür eine ebenso kompetente wie originelle Besetzung, aber er war bis weit ins Jahr 2017 Abgeordneter zum Nationalrat und dürfte wegen der Politikerklausel in Paragraf 20 Absatz 3 Ziffer 5 des aktuellen ORF-Gesetzes erst gegen Ende 2021 ORF-Stiftungsrat werden.

Wenn es dann noch einen ORF-Stiftungsrat in der Form und mit dieser Politikerklausel gibt – 2018 oder spätestens 2019 hat sich Türkis-Blau ja ein neues ORF-Gesetz vorgenommen. (Das Gremium könnte durchaus auch danach etwa so zusammengesetzt sein.)

"Falter"-Herausgeber und – über eine Stiftung – quasi -Miteigentümer Armin Thurnher wäre ebenfalls eine höchst kompetente Lösung. Nur schließt Ziffer 4 gleich vor der Politikerklausel Menschen vom ORF-Stiftungsrat aus, "die in einem Arbeits- oder Gesellschaftsverhältnis zu einem sonstigen Medienunternehmen (§ 1 Abs. 1 Z 6 Mediengesetz) stehen".

Medienwissenschafter Matthias Karmasin kommt Alfred Noll von der Liste Pilz gewiss ebenso rasch in den Sinn – nur hat den die Akademie der Wissenschaften schon in den ORF-Publikumsrat entsandt.

Peter Pilz im November 2017, da ging es nicht um den ORF.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Die Besetzungsfrage nach den nicht einfachen Kriterien des Gesetzes beschäftigt nicht allein die Liste Pilz: Die FPÖ bekommt im ersten Schritt, wohl im Jänner oder Februar, fünf ORF-Stiftungsräte statt bisher einen (und braucht bis Mai wohl zumindest noch drei ORF-Räte) – mehr über den anlaufenden großen Austausch des wichigsten ORF-Gremiums in mehreren Schritten hier.

Entsprechend weniger ORF-Räte haben künftig die Sozialdemokraten. Spannende Frage: Entsendet die SPÖ künftig auf ihrem Parteimandat weiterhin Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher, derzeit (noch) Vorsitzender des ORF-Stiftungsrats? Oder zum Beispiel Heinz Lederer, derzeit noch und seit Frühjahr 2017 auf einem roten Regierungsticket im Aufsichtsrat des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und dort eine Art Fraktionssprecher?

3. Kartellfrist für Red Bull und Beta Film

Sollten Sie etwas gegen eine gemeinsame Firma von Red Bull und Jan Mojtos Beta Film für ein globales Serienprojekt von Ex-Burgtheater-Boss Frank Hartmann einzuwenden habendann sollten Sie sich bis 16. Jänner bei der Bundeswettbewerbsbehörde melden.

Mich würden ernste Einwände gegen das Joint Venture eines Weltmarktführers in Erfrischungsgetränken mit einem Großfilmproduzenten von Weltrang ja eher wundern. Aber ich wundere mich ja ganz gern. Zum Beispiel, wenn die überaus geschätzten und einst so eifrig derStandard.at/Etat lesenden Kollegen von Turi2.de, zum Beispiel Erfinder Peter Turi, lieber drei Wochen ins Land ziehen lassen, bevor sie das Joint Venture von Red Bull und Beta als Neuigkeit von New Business meldenmit weniger Hintergrund als /Etat am 19. Dezember. Ja, das kränkt schon ein bisserl ... und den "Background"-Link dazu habe ich umso amüsierter gelesen.

4. Ciao, Schau

Wo wir schon bei der Aufarbeitung alter Zeiten sind – hat der "Kurier" nicht Anfang August mit diesem Satz von der Übernahme eines Regionalsenders namens Schau TV berichtet? "Die Geschäftsführung hat Thomas Kralinger übernommen, in Kürze wird auch noch TV-Produzent und Medienprofi Marc Zimmermann diese verstärken."

Marc Zimmermanns Lebenslauf listet diese OTS recht ausführlich auf, wir erinnern uns, im Jahr 2000 kam die FPÖ erstmals in eine ÖVP-geführte Regierung. Den weiteren Verlauf finden Sie grob in dieser Meldung auf derStandard.at/Etat. Ohne die angekündigte Schau-TV-Geschäftsführung, aber aus der wurde ohnehin nichts.

Zimmermann erklärte das Denn-Doch-Nicht-Schau-Engagement Ende 2017 grob so: Er wollte seine eigene Produktionsfirma nicht aufgeben, er habe aber das Projekt "in der Anfangsphase begleitet" und er sei jetzt "Produzent für diesen Sender".

5. Der Kurier der Zarin

Wo wir schon beim "Kurier" sind und bei Führungsjobs – Sie wissen ja gewiss ohnehin oder aus einem anderen der um den Jahreswechsel so beliebten Vorschauformate, dass Helmut Brandstätters aktueller Vertrag als "Kurier"-Herausgeber und -Chefredakteur bis MItte 2019 läuft.

Da ist also für alle Beteiligten noch viel Zeit, über eine Verlängerung nachzudenken. Oder gar über eine Nachfolge für den überaus fitten, Mitte 2019 64jährigen Brandstätter. Dieses Wochenende bei der "Kurier"-Lektüre fiel mir ein – aus meiner eher eigenwilligen Sicht – recht originelles Gerücht zu möglichen Nachfolgekandidaten wieder ein.

Falls Sie den Link geklickt haben: Ich meine nicht den von der "NÖN" gekündigten und nun zum "Kurier" geholten Martin Gebhart. Und natürlich auch nicht "Hanni" Mikl-Leitner als "Kurier"-Chefredakteurin im Wortsinne. Aber, ich referiere das vor vielen Wochen gehörte Gerücht nur hier in meiner kleinen, geschützten Werkstatt, und unter großem Zweifel: Könnte womöglich der dritte im "Kurier"-Interview-Bunde vom Wochenende ein Kandidat für die Kurier-Chefredaktion sein? Also: Michael Jäger? (Mehr über Michael Jäger finden Sie hier auf kurier.at – ja, das hab ich vom Kurier. Und posten Sie ja nichts über Ansätze zum Pröll-Cut – den trage ich auch!)

Michael Jäger, stellvertretender "Kurier"-Chefredakteur seit April 2017.
Foto: Kurier/OTS/Jeff Mangione

6. Hören Sie mal!

Wo wir schon beim Verhältnis von Journalisten und Politikern sind – hören Sie doch bis Freitagnachmittag #Doublecheck nach. Nadja Hahn und Stefan Kappacher haben (aus meiner wie immer gänzlich unbescheidenen Nerd-Sicht) ihre erste wirklich runde* Sendung gebaut. Ich hoffe, der Link stimmt. Jedenfalls finden Sie dort noch ausführlichere Interviews und überaus erhellendes Material zum Thema, hoffentlich noch länger als bis Freitag. (Ein historischer Aspekt zu einer Protagonistin hätte mir gerade da noch gut gefallen, aber man kann halt nicht alles haben.)

7. Trump und Wolff

Was nicht kommt – diese schöne Rubrik verdankt die Etat-Wochenschau dem Leider-Doch-Präsidenten Donald Trump: Montag wollte der Mann mit der goldigsten Frisur und dem größten Atombombenknopf der Welt eigentlich seine Preise für die unehrlichsten und sonstwie unerfreulichsten Medien (aus seiner Sicht) kundtun.

Schade eigentlich, dass er dieses Großereignis under Fire and Fury vertagt – auf 17. Jänner. Ich darf schon verraten: Die nächste Etat-Wochenschau, so sie sich materialisiert, tippt auf CNN, Washington Post und New York Times.

Kommen Sie gut in und durch diese Woche! (Harald Fidler, 8.1.2018)