In Deutschland werden Polizeipferde etwa bei Fußballspielen oder Demos eingesetzt. Unfälle sorgten wiederholt für Schlagzeilen.

Foto: imago/Peter Schatz

Wien – Böller, Wurfgeschoße, Pfeffersprays: Bei Demonstrationen zum 1. Mai in Hamburg geht es rauer zu. Da stellt sich die Frage, warum die deutsche Polizei 2015 ausgerechnet mit einer Pferdestaffel anrückte. Spiegel TV nahm dramatische Szenen auf, als ein Pferd ausscherte, über einen Mann sprang und ihn dabei mit einem Huf im Gesicht traf. Seine Sonnenbrille bohrte sich unterhalb des Augapfels in sein Gesicht und blieb dort stecken. Die blutige Szene ist bis heute auf Youtube zu sehen.

Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hat nun ebenfalls mit dem Wunsch nach einer Pferdestaffel für die Wiener Polizei aufhorchen lassen. Das sei eine langjährige Forderung der FPÖ, meinte der Sprecher des Ministers, Christoph Pölzl. Die kräftigen Tiere sollen Respekt einflößen, dadurch deeskalierend wirken und zudem den Polizisten einen besseren Überblick – etwa bei Demonstrationen – verschaffen. Nun werde evaluiert, wie sinnvoll ein Einsatz sein könnte.

Eine "Schnapsidee", sagt die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) in einer ersten Reaktion. Doch vor allem Tierschützer laufen Sturm. "Pferde sind Fluchttiere, die im Polizeialltag überhaupt nichts verloren haben", sagt Martina Pluda von Vier Pfoten dem STANDARD. Und weiter: Tiere sollten nicht gegen Menschen eingesetzt werden, sondern Gefahrensituationen zwischen Mensch und Tier vermieden werden. Denn trotz Ausbildung könne nicht ausgeschlossen werden, dass Pferde in Stresssituationen außer Kontrolle geraten.

Und Polizeipferde sind im Einsatz ebenfalls Risiken ausgesetzt. So drückte etwa im Juni 2004 in Hannover ein Polizeipferd während eines Fußballspiels im Rückwärtsgehen eine Scheibe ein und verletzte sich so schwer, dass es eingeschläfert werden musste.

Auch die Liste Pilz lehnt den Einsatz aus Tierschutzgründen ab und warnt zudem vor enormen Kosten für Ausbildung und laufenden Betrieb.

Die Stadt sei, so Martina Pluda, prinzipiell keine artgerechte Umgebung für Pferde. Die Tierschutzorganisation setzt sich daher auch seit Jahren für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Fiakerpferde ein. (Julia Schilly, 9.1.2018)