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Das letzte Wort ist im Fall Steve Bannons wohl nicht gesprochen.

Foto: AP / Mary Schwalm

Es war eine der sachlichsten Meldungen, die man bei "Breitbart News", dem krawalligen Onlineportal der populistischen Rechten in den USA, bisher lesen konnte. Steve Bannon habe seinen Posten an der Spitze des Nachrichtennetzwerks geräumt, man werde an einem geordneten Übergang arbeiten, "Steve" bleibe aber ein "geschätzter Teil unseres Vermächtnisses".

Damit hat Bannon nun auch sein mediales Sprachrohr verloren. Noch vor knapp einem Jahr war er als Strategieberater im Weißen Haus derart gefürchtet, dass ihn die Zeitschrift "Time" auf ihrem Titel als "Großen Manipulator" porträtierte. Fünf Monate nach seinem Ausscheiden aus der Regierungszentrale ist er so tief gefallen, wie es sich kaum einer vorstellen konnte angesichts der einstigen Machtfülle des großen Fürsprechers von "America First".

Mit "Breitbart", der Website, deren Leitung er 2012 übernahm, wollte er relevant bleiben. Mit einer bei "Breitbart" produzierten Satellitenradioshow sollte er weiterhin Gehör finden, auch ohne öffentliches Amt.

Der Einflüsterer überschreitet den Rubikon

Dass die Rechnung nicht aufging, liegt nicht zuletzt an Rebekah Mercer, der Tochter des Hedgefonds-Milliardärs Robert Mercer. Jahrelang hatte sie an Bannons Aufstieg ebenso kräftig mitgewirkt, wie sie bei "Breitbart" investierte. Es ging so weit, dass sie Donald Trump im Sommer 2016 empfahl, den Mann zu seinem Kampagnenmanager zu küren. Doch im aktuellen Machtkampf zwischen Trump und seinem früheren Adlatus zog es auch Mercer vor, sich auf die Seite des Präsidenten zu schlagen. Sie habe sämtliche Bande zu Bannon gekappt, gab sie in einer einsilbigen Erklärung zu verstehen, die finanziellen eingeschlossen.

Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war "Fire and Fury", das Buch, in dem der Journalist Michael Wolff in schonungsloser Zuspitzung das Bild einer chaotischen, von Ränkespielen zerfressenen Regierungsmannschaft zeichnet, mit Bannon in der Rolle des Kronzeugen. Der überschritt den Rubikon, zumindest aus Sicht des Präsidenten, indem er sich in gewohnt schnörkelloser Art über die Russland-Kontakte des Trump'schen Wahlkampfteams ausließ, mithin über das brisanteste Kapitel Washingtoner Politik.

Nutzloser Rückzieher

Dass sich Donald Jr., Trumps ältester Sohn, mit einer russischen Anwältin verabredete, nachdem ihm dubiose Mittelsmänner belastendes Material über Hillary Clinton in Aussicht gestellt hatten, war in Bannons Worten "Verrat, unpatriotisch und übler Mist". Worauf Trump Senior seinem Ex-Berater unterstellte, den Verstand verloren zu haben. Dann wirkte es fast schon verzweifelt, wie Bannon es mit einem halben Rückzieher versuchte: Er habe nicht Don Jr. gemeint, sondern Paul Manafort, den kurzzeitigen Wahlkampfleiter. Der Kniefall in letzter Minute nützte ihm nicht mehr.

Das muss noch nicht heißen, dass der 64-Jährige in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Die populistische Wut unter den Fußtruppen der Republikaner, die er kräftig zu schüren verstand, ist noch lange nicht verraucht.

Wahlen als Weg zurück

Die Art, in der das Weiße Haus zuletzt die Weichen stellte, passt vielen nicht in ihr Weltbild. Von der Steuerreform, im Eilverfahren im Kongress durchgesetzt, profitieren in erster Linie die reichsten Amerikaner. Dass der Staatschef nun auch zum Weltwirtschaftsforum nach Davos reist, lässt die nationalistische Fraktion zweifelnd fragen, wie ernst er es mit seinen "America First"-Parolen eigentlich meint. "Die Klasse von Davos", für den Polemiker Bannon ist es der Sammelbegriff für die Gewinner der Globalisierung.

Wenn die republikanische Basis demnächst ihre Bewerber für die Kongresswahlen im November bestimmt, könnten Kandidaten zum Zug kommen, die es eher mit Bannon halten als mit einem womöglich weichgespülten Trump, orakelt denn auch Norman Ornstein. "Bannon mag die Speerspitze gewesen sein, aber das bedeutet nicht, dass es den Speer nicht mehr gibt." (Frank Herrmann aus Washington, 10.1.2018)