Derzeit leiden rund zwölf Prozent der Weltbevölkerung an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung. Meist wird sie durch das Rauchen hervorgerufen.

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Die bislang nicht heilbare Krankheit ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit und wird meist durch Rauchen ausgelöst. Zwei anti-entzündliche Substanzen erwiesen sich in den aktuellen präklinischen Studien als wirksamer als bislang verwendete Präparate. Die Ergebnisse sind im Journal of Allergy and Clinical Immunology erschienen.

Für die Studie kooperierten Wissenschafter von der pneumologischen Klinik am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum, von der Universitätsklinik München und der Lungenklinik Köln-Merheim. Die neuen potenziellen Wirkstoffe könnten einen Durchbruch bei der Behandlung der COPD bedeuten, folgern die Autoren.

Neue Wirkstoffkandidaten

Bei der COPD kommt es zu einer chronischen Entzündung der Atemwege. Bestimmte Enzyme, Proteinkinasen genannt, regulieren den Entzündungsprozess. Sie werden indirekt durch das Rauchen, durch COPD-charakteristische Entzündungsstoffe und durch Atemwegsinfektionen überaktiviert. Als Folge produziert der Körper noch mehr Entzündungsstoffe, was entscheidend zum Fortschreiten der Lungenerkrankung beiträgt.

Einen erfolgversprechenden Ansatz für die Therapie sehen die Forscher in Narrow Spectrum Kinase Inhibitors, kurz NSKI, die die Proteinkinasen hemmen. Die Wissenschafter testeten sie an Zellkulturen und verglichen ihre Wirksamkeit mit einem herkömmlichen Kortikosteroid und verschiedenen Single Protein Kinase Inhibitors, die ebenfalls als Wirkstoffkandidaten in Betracht kommen. Die NSKI waren effektiver darin, die Produktion von Entzündungsstoffen zu bremsen, als die Vergleichssubstanzen.

Effekt von anderen Wirkstoffen

Erste Erfolge waren zuvor auch in präklinischen Modellen mit den Single Protein Kinase Inhibitors erzielt worden. Diese hemmen selektiv einzelne Proteinkinasen oder eine Familie von Proteinkinasen.

"Es deutet sich aber an, dass der Effekt in der klinischen Anwendung nicht ausreichen würde", erläutert Studienleiter Jürgen Knobloch. "Denn bei einer so spezifischen Hemmung könnten andere Proteinkinasen die Entzündungsregulierung übernehmen."

Deshalb testeten die Forscher neue Wirkstoffkandidaten, die nicht nur auf eine Proteinkinase oder eine Familie von Proteinkinasen abzielen, sondern auf ein bestimmtes Spektrum von mehreren Proteinkinasen-Familien. Im Forschungslabor erprobten die Wissenschafter die Wirkstoffe dann an kultivierten primären glatten Atemwegmuskelzellen von COPD-Patienten.

Potenzial für Transfer

"Unsere Studie zeigt, dass NSKI vielversprechende Kandidaten sind, um dringend benötigte anti-entzündliche Therapien bei COPD zu entwickeln", sagt Knobloch. Er und seine Kollegen sehen deshalb großes Potenzial, die Erkenntnisse aus dem präklinischen Modell in die Anwendung am Patienten zu übertragen. Schätzungen zufolge leiden derzeit rund zwölf Prozent der Weltbevölkerung an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung.

Die Krankheit entwickelt sich meist aus einer chronischen Bronchitis und wird hauptsächlich durch das Tabakrauchen verursacht. Aktuelle Therapien können Symptome lindern und das Fortschreiten der COPD verlangsamen, aber nicht stoppen. Abgesehen von einem Präparat, das bei sehr schwerer COPD bei einer bestimmten Gruppe von Patienten eingesetzt werden kann, gibt es derzeit keine weiteren ursächlich Therapien, die nicht auf Steroiden beruhen und an der Bekämpfung der Entzündung ansetzen, die zentral für das Fortschreiten der Krankheit ist.

Verfügbare anti-entzündliche Wirkstoffe wie inhalative Steroidhormone helfen bei anderen chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen und können anteilig verhindern, dass sich die Symptome akut verschlimmern. Allerdings ist eine Therapie mit ihnen derzeit nur in Kombination mit Bronchien-erweiternden Medikamenten empfohlen und bei Patienten, bei denen die Symptome sich häufig verschlechtern. (red, 16.1.2018)