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Seit Februar 2017 in Haft: Der türkisch-deutsche Journalist Deniz Yücel.

Foto: ap / Karlheinz Schindler

Berlin – Im Fall des seit fast elf Monaten in der Türkei ohne Anklage in Haft sitzenden "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel hat sich der Chefredakteur der Zeitung vorsichtig optimistisch über eine Freilassung geäußert. Es gebe Signale der Entspannung: "Deniz sitzt nicht mehr in Einzelhaft. Das ist schon mal sehr gut", sagte Ulf Poschardt dem Radioprogramm "SWR Aktuell" am Donnerstag.

"Nach Monaten, in denen wir das Gefühl hatten, dass von türkischer Seite die maximale Härte im Umgang mit unserem Kollegen so im Fokus stand, haben wir seit ein paar Wochen das Gefühl, dass sich die türkische Regierung bewegt", so Poschardt. "Natürlich freuen wir uns auch, wenn (der türkische Präsident Recep Tayyip) Erdogan sagt, dass er sich die Deutschen wieder als Freund wünscht."

Erdogan hatte besonders vor dem – von ihm knapp gewonnenen – Verfassungsreferendum im April 2017 mit dem Fall Deniz Yücel Stimmung machen wollen. Er bezeichnete den Journalisten als Terroristen und Spion. Außenminister Mevlüt Cavusoglu räumt ein, dass der Fall Yücel die deutsch-türkischen Beziehungen "vergiftet" habe. Das gefalle ihm nicht, aber die Entscheidung über Yücels Freilassung liege allein bei der Justiz.

Den erhofften Sinneswandel der türkischen Führung erklärt sich Poschardt so: "A hat Erdogan das Verfassungsreferendum gewonnen. B ist die außenpolitische Lage so, dass er sich Freunde suchen muss, und C hat er auch innenpolitisch neuen Druck." Der türkische Präsident müsse deswegen seine Sorgen und Nöte neu sortieren. (APA, dpa, 11.1.2018)