Laut Claudia Schäfer von Zara kommen in Österreich oft Hasspostings mit Nazi-Vokabular vor.

Foto: Andreas Komenda

Wie unterscheiden sich Hasspostings in einzelnen Ländern voneinander? Das wollte 2016 das International Network Against Cyber Hate (INACH) herausfinden. Mitglied aus Österreich ist die Beratungsstelle Zara (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit), laut deren Geschäftsführerin Claudia Schäfer heimische Hasspostings gegen Geflüchtete auffallend oft "Nazivokabular" und Vernichtungskonzepte aufwiesen.

Österreich-spezifisch

Als Beispiele nennt sie etwa den Wunsch von Hasspostern, bestimmte Personen oder Gruppen "zu vergasen" oder "Mauthausen wieder aufzusperren". "Derartige Vernichtungskonzepte sind uns in Österreich immer wieder begegnet, während das etwa in Deutschland nicht in dieser Form der Fall zu sein scheint", sagt Schäfer. Besonders oft wurden Hasspostings zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 verfasst. Aber nach wie vor lassen User ihrem Hass gegen Minderheiten in sozialen Netzwerken freien Lauf. Vor wenigen Tagen schockierten etwa hunderte Hasspostings gegen das Wiener Neujahrsbaby Asel, dessen Mutter ein Kopftuch trägt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, SPÖ-Chef Christian Kern und Kardinal Christoph Schönborn verurteilten die Welle an Hass, die türkis-blaue Bundesregierung schwieg dazu.

Neben Flüchtlingen sind besonders oft Frauen Ziel von Hass im Netz. "Wir sehen hier einen ganz stark sexualisierten Hass, etwa mit Vergewaltigungsdrohungen", sagt Schäfer. Die Beschimpfungen richteten sich gegen Politikerinnen wie die ehemalige Grünen-Chefin Eva Glawischnig (siehe Artikel links) und normale Bürgerinnen, die etwa in der Flüchtlingshilfe tätig sind.

Beratung gegen Hass im Netz

Zara bietet mit seiner Beratungsstelle #GegenHassImNetz Beratungsangebote für Betroffene von Hasspostings. Das Angebot soll niederschwellig sein, Kontakt kann etwa über den Facebook-Messenger aufgenommen werden. Da Zara von Facebook als Expertenteam anerkannt wird, ist ein schneller Kontakt zu Facebook gegeben. In den vergangenen Monaten habe sich das Verhalten von Facebook jedenfalls verbessert, sagt Schäfer.

Allerdings besteht laut Zara nach wie vor Handlungsspielraum. Wünschenswert sei etwa eine schnellere Rechtsdurchsetzung. Prozesse seien auch eine Kostenfrage für Betroffene.

Den Einsatz automatisierter Filter nennt Schäfer eine "schwierige Gratwanderung". Die "Schlussentscheidung über ein Posting" dürfe nicht allein durch einen Algorithmus getroffen werden. "Der Kontext und einzelne Details im Posting sind wichtig", sagt Schäfer: "Ich habe bislang noch kein Programm gesehen, das hierzu eine wirklich große Treffsicherheit aufwies." (fsc, 14.1.2018)