Lief immer wieder in eine weißrussische Wand: Janko Bozovic.

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Kapitän Thomas Bauer brachte Österreich mit Glanzparaden immer wieder zurück ins Spiel.

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Nikola Bylik gab alles, war mit acht Toren bester Werfer für Österreich.

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Porec – Manchmal sind Déjà-vus ja etwas Schönes. Wenn das Schnitzel nach langer Panier-Abstinenz immer noch genauso gut schmeckt wie früher. Wenn man dieselbe schöne Frau Jahre später wieder am Radweg trifft. Oder die Stille im Wald immer noch genauso heilsam ist, wie vor der Workaholic-Phase. Österreichs Handballer hätten gerne ein Déjà-vu erlebt. Wie vor vier Jahren bei der letzten EM, als es in Dänemark einen Auftaktsieg gegen Tschechien gab. Aber in Kroatien verlor das ÖHB-Team sein erstes Gruppenspiel gegen Weißrussland am Ende mit 26:27 deutlicher als es das Endergebnis vermuten lässt.

Vor 600 mitgereisten Fans aus der Heimat stemmten sich die Österreicher in Porec gegen eine weißrussische Auswahl, die gleich im Dutzend als Wandschränke angeliefert wurde. Ein Bär stärker als der andere. Tormann und Kapitän Thomas Bauer zeichnete sich in der Anfangsphase gleich mit fünf spektakulären Paraden aus. Die 6:0-Deckung des ÖHB-Teams orchestrierte Romas Kirveliavičius, der am Vortag des Spiels Vater geworden war. Kirveliavičius war mit seinen zwei Metern Körpergröße von den Weißrussen nicht zu unterscheiden. Das 1:0 durch Nikola Bylik blieb die einzige Führung in der ersten Halbzeit.

Fehlerkette

Stangenschüsse, Fehlpässe auf den Flügel, keine weißrussischen Zimperlichkeiten am Kreis, für Österreich hätte die EM nicht schwieriger beginnen können. Dennoch glich Bylik mit seinem dritten Tor in der 18. Minute zum 7:7 aus. Kurz danach gelang Österreich für grauenhafte fünf Minuten nichts Zählbares. Obwohl laut Teamchef Johannesson taktisch abgesprochen, die Weißrussen über die Flügel kommen zu lassen, gelangen dem Gegner zu viel Tore über Robert Webers rechte Seite. Offensiv hielten Weber mit zwei Toren und Janko Bozovic mit drei Toren Österreich vor der Pause am Leben. Halbzeitstand: 12:14.

Nach dem Seitenwechsel wurde die kalte Dusche auf Anschlag aufgedreht. Weißrussland ging rasch nach einem mörderischen Fehlpass des ansonsten wie immer kämpferischen Vytas Ziura erstmals mit vier Toren in Führung, 15:19. Es folgte eine unglaubliches Wrestling-Match. Binnen zwei Minuten kam Österreich auf ein Tor heran, brachte sich aber um die Mühen der Aufholjagd mit zwei dummen Zwei-Minuten-Strafen. Die Weißrussen antworteten wieder mit einem Lauf und stellen auf 18:22.

Byliks Willen

Mitte der zweiten Halbzeit hielt vor allem Bylik dagegen, fetzte den Ball einmal ins Kreuzeck. In der nächsten Angriffs-Aktion, zwei Weißrussen hingen auf ihm drauf wie beim Catchen am Heumarkt, wutzelte Bylik den Ball trotzdem mit letzter Kraft ins Netz. 21:22. Allein, der Ausgleich wollte einfach nicht gelingen. Die Weißrussen hielten ihren Zweitore-Vorsprung und Österreich sammelte Zwei-Minuten-Strafen wie andere Briefmarken. Mit dem Tor zum 24:27 für die Weißrussen war der Drops gelutscht. Weißrussland brachte den Sieg clever über die Zeit, das Anschlusstor fiel in den Schlusssekunden. Endstand: 26:27.

Auch wenn das für die österreichische Suderanten-Volksseele deppert klingt, aber dass Österreich bei dieser EM mitspielt, ist bereits eine beachtliche sportliche Leistung. An der Spitze Europas kann man schon mal Watschen kassieren. Bei Weißrussland spielen sechs Akteure Champions League, bei Österreich mit Niko Bylik gerademal einer. Zu viele Fehlwürfe und Undiszipliniertheiten in der Abwehrarbeit verhinderten einen Erfolg, der trotzdem durchaus in Reichweite gewesen wäre.

"Wir sind natürlich enttäuscht, aber ich muss ehrlich sein: Weißrussland hat sich den Sieg verdient, sie waren taktisch, offensiv und defensiv sehr gut", sagte Kapitän Thomas Bauer, der am Ende starke 14 von 33 Bällen pariert hatte. Teamchef Patrekur Johannesson: "Wir haben nie aufgegeben, das stimmt mich positiv. In den letzten zehn Minuten waren zu viele Risikopässe dabei, die werden auf diesem Niveau bestraft. Wir werden viel analysieren und haben sicher noch unsere Chancen. Entweder gegen Frankreich oder gegen Norwegen." Was der Teamchef zu einigen strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen sagt? "Du brauchst auch Glück. Die Schiris waren jedenfalls besser als bei der WM in Katar." (Florian Vetter, 12.1.2018)

Handball-EM, Auftaktspiele, Gruppe B:

Österreich – Weißrussland 26:27 (12:14)

Werfer Österreich: Bilyk 8, Bozovic 5, Weber 4, Ziura 3, A. Hermann, Frimmel, Zeiner je 2

Bester Werfer Weißrussland: Kulesch 7

Frankreich – Norwegen 32:31 (15:17)