Zu viel Haut für zu wenig Lebewesen und eher unheimliche Knopfaugen: der Nacktmull.

Foto: Arte/Roland Göckel

Wenn in den sozialen Netzen wieder einmal herzige Viecher geteilt werden, sind Nacktmulle eher selten dabei. Nix mit flauschig, nix mit Kindchenschemaglupschern, stattdessen zu viel Haut für zu wenig Lebewesen und eher unheimliche Knopfaugen. Davon, dass sie insgesamt ein wenig wie Penisse auf Beinchen aussehen, wollen wir vornehm schweigen.

Wiewohl von spröder Herzigkeit, haben die Nager freilich ihre Qualitäten. Es kommt auf die "inneren Werte" an, wie es in einer Arte-Doku am Samstag hieß. Tatsächlich könnte sich unter ihren Runzeln das Geheimnis ewiger Jugend verbergen. Nacktmulle gelangen ins Methusalem-Alter von 30 Jahren ohne krank zu werden und sind resistent gegen Krebs.

Ob es für Menschen wirklich, wie eine Forscherin meinte, "fantastisch wäre, dreihundert Jahre alt zu werden und gesund zu bleiben", wird man sich dann noch anschauen müssen – falls sich die Hoffnungen der Wissenschafter erfüllen, ein "Methusalem-Gen" zu eruieren, das man auch Zweibeinern zuteil werden lassen kann.

Einstweilen amüsiert man sich jedenfalls wunderbar dabei, den Forschern beim Vermuten und den Mullen, die einst (inoffiziell) auch "Säbelzahnwürstchen" genannt wurden, beim Wuseln zuzuschauen. Und schmunzelt über das kleine, feine Detail, dass deren lange Lebensdauer eigentlich nur unter Laborbedingungen zustande kommt, wie es hieß.

In der freien Wildbahn ist die einzige, die ein Methusalem-Alter erreicht, die Königin einer Kolonie, die zugleich die Mutter aller Untertanen ist. "Altwerden ist bei Nacktmullen vor allem eine Frage des Ranges in der Hierarchie", so erklärte das ein Forscher. Das klingt wiederum irgendwie, nun, menschlich. (Roman Gerold, 14.1.2018)