Die Chilenin Maria Collonao vor ihrem Haus: Wie sie leben die meisten Nachkommen der Ureinwohner in Chile und Peru in Armut.

Foto: APF / Martin Bernetti

Puebla – Unterworfen, versklavt, von Epidemien dahingerafft, diskriminiert, verraten – für die Indigenen waren die fünf Jahrhunderte seit der spanischen Eroberung kein Zuckerschlecken. Auch die katholische Kirche hat mit der Evangelisierung eine umstrittene Rolle gespielt, wenngleich Papst Paul III. bereits 1537 in der Debatte, ob Indigene eine Seele hätten und damit auf menschlichem Niveau stünden, per Bulle eindeutig für die Ureinwohner Partei ergriff.

Zwei Jahrzehnte später standen die Indigenen im Disput von Valladolid erneut im theologischen Zentrum, dabei ging es darum, ob sie in ihren Rechten den Europäern ebenbürtig seien. Danach fristeten die Ureinwohner auch in der Kirche eher ein folkloristisches Schattendasein.

Enzyklika zur Bewahrung der Schöpfung

Papst Franziskus schenkte ihnen aber wieder Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit seiner Enzyklika "Laudato si'", einem Plädoyer zur Bewahrung der Schöpfung. Bei seinem Besuch in Chile und Peru vom 15. bis 21. Jänner werden die Indigenen gleich zweimal Protagonisten sein. Nicht alle begrüßen das. Reibungspunkte sind vorprogrammiert, die Sicherheitsdienste in Alarmbereitschaft. Denn in Chiles Hauptstadt Santiago explodierten am Freitag Brandbomben vor mehreren Kirchen, versehen mit einer eindeutigen Drohung: "Papst Franziskus, die nächsten gehen unter deiner Soutane hoch."

"Warum will der Papst ausgerechnet zu den Mapuche?", fragte sich die konservative chilenische Zeitung "El Mercurio". Am Mittwoch wird Franziskus nach Temuco fliegen, einer der ärmsten Regionen Chiles. Dort, im traditionellen Mapuche-Land Wallmapu, tragen Indigene gewalttätig Landkonflikte mit Siedlern und Großkonzernen aus, weshalb sie als "Terroristen" abgestempelt und inhaftiert werden.

Siedler und Investoren auf Mapuche-Land

In Wallmapu widerstanden die Mapuche der spanischen Eroberung. Ein Friedensvertrag sicherte ihnen Kontrolle südlich des Bio-Bio-Flusses zu. Doch Chile marschierte ein und verscherbelte das Land an Siedler und Investoren.

Ein Treffen des Papstes mit gemäßigten Mapuche-Vertretern ist vorgesehen – nach Ansicht von Beobachtern ein Versuch der Kirche, sich als Mittlerin zwischen den Indigenen und dem Staat zu positionieren. Schon 1987 war Papst Johannes Paul II. nach Temuco gekommen und hatte um Vergebung für das Unrecht an den Mapuche gebeten.

Papst besucht Regenwald in Peru

Franziskus wiederum wird anschließend nach Peru weiterreisen – und dort als erster Papst den Regenwald besuchen. Dieser liegt ihm besonders am Herzen; deshalb regte er auch die Gründung des Panamazonischen Kirchlichen Netzwerks (Repam) an und berief für 2019 eine Synode bezüglich der Probleme am Amazonas ein.

In Puerto Maldonado, einer konfliktbeladenen Goldgräberstadt, kann Franziskus sowohl die Umweltzerstörung in Augenschein nehmen als auch die Folgen des Goldrauschs. Etwa beim Besuch des Kinderheims Principito des Schweizer Priesters Xavier Arbex, wo Waisen und aus der Zwangsprostitution befreite Jugendliche Zuflucht finden.

"Ein Herz für Amazonien"

Auch In Puerto Maldonado ist ein Treffen mit Indigenen geplant. "Der Papst hat ein Herz für Amazonien", sagt der alternative Ökonom Alberto Acosta, "es ist wichtig, dass er sich gegen eine weitere Ausbeutung des Regenwalds ausspricht." Das wäre eine eminent politische Stellungnahme: Die Regierungen in Peru und Chile setzen auf Bergbau und Monokultur, um die Wirtschaft anzukurbeln. (Sandra Weiss aus Puebla, 15.1.2018)