Ein Rettungswagen im Einsatz am Anschlagsort.

Foto: APA/AFP/Arar

Bagdad – Bei einem Doppelanschlag im Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad haben zwei Selbstmordattentäter mindestens 27 Menschen mit in den Tod gerissen. Die irakischen Gesundheitsbehörden meldeten am Montag zudem mindestens 80 Verletzte, der Arzt Abdel Ghani al-Saadi sprach von 90. Da viele von ihnen schwer verletzt seien, könne die Zahl der Todesopfer noch weiter steigen.

ORF

Die Selbstmordattentäter hätten sich in der Früh auf dem Al-Tajjaran-Platz im Zentrum von Bagdad in die Luft gesprengt, sagte Sprecher des Innenministeriums. Dafür hätten sie Sprengstoffwesten benutzt. Laut Augenzeugen gingen die Bomben in der Nähe einer Gruppe von Bauarbeitern hoch.

Tagelöhner als Opfer

Der Platz ist ein geschäftiger Ort in der Hauptstadt, morgens versammeln sich dort Tagelöhner, die auf Arbeit warten. Auch die meisten Todesopfer sollen Tagelöhner sein. Der Al-Tajjaran-Platz war bereits wiederholt Ziel von Anschlägen.

Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für den Doppelanschlag. In der Vergangenheit hatte sich vielfach der IS zu Attentaten im Irak bekannt.

Schiiten im Visier

Vor allem in Bagdad kommt es immer wieder zu Anschlägen. Die sunnitischen Extremisten nehmen dabei vor allem Schiiten ins Visier, um so die Spannungen zwischen den beiden großen islamischen Konfessionen zu erhöhen.

Im Sommer 2016 waren in Bagdad beim bisher verheerendsten Anschlag der Jihadisten mehr als 280 Menschen getötet worden, als eine Autobombe vor einem Einkaufszentrum explodierte. Im November desselben Jahren riss ein Selbstmordattentäter südlich der Hauptstadt mehr als 70 Menschen mit in den Tod, als er an einer Tankstelle einen mit Sprengstoff beladenen Laster zur Explosion brachte.

Die Extremisten hatten im vergangenen Jahr ihr früheres Herrschaftsgebiet im Irak und auch im Nachbarland Syrien fast vollständig verloren. Die irakische Regierung hatte im Dezember das "Ende des Krieges" gegen den IS verkündet. Die irakische Armee konnte unter anderem die ehemalige IS-Hochburg Mossul im Norden des Landes einnehmen.

Trotz der militärischen Niederlage ist der IS noch nicht zerschlagen. Viele Extremisten sind in den großen Wüstengebieten im Westen des Iraks untergetaucht. Beobachter gehen davon aus, dass sie wie schon früher verstärkt auf Guerillaaktionen und Attentate setzen. (APA, red, 15.1.2018)