Wien – Der amerikanische Tenor Otoniel Gonzaga ist am Samstag im Alter von 75 Jahren verstorben. Das teilte die Wiener Volksoper, an der der Sänger seit dem Jahr 1984 regelmäßig zu Gast war, am Montag in einer Aussendung mit.

Otoniel Gonzaga wurde am 31. Juli 1942 geboren und studierte am Curtis Institute of Music in Philadelphia. Seine Karriere in Europa startete an der Oper in Trier, weitere Engagements führten ihn nach Augsburg und Frankfurt, wo er zehn Jahre lang Ensemblemitglied war. An Opernhäusern in Berlin, München, Antwerpen, Barcelona oder Glasgow trat er in Gastrollen auf. Auch in seiner Heimat USA wurde er gefeiert, unter anderem bei Engagements in Boston, Cincinnati oder Miami. Sein Debüt an der New York City Opera gab er als Fernando in Verdis "Attila".

Auch zahlreiche geschichtsträchtige Auftritte finden sich in seiner Biografie: An der Oper Prag war Gonzaga der erste Otello nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, im Juni 1995 sang er in Peking anlässlich der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen China und den Philippinen.

Er arbeitete mit bedeutenden Dirigenten wie Pablo Casals, Herbert von Karajan oder Giuseppe Patane und trat als Konzertsänger mit Orchestern in Europa, Asien und den USA auf. An der Wiener Volksoper debütierte Gonzaga 1984 als Rosillon in Die lustige Witwe. Von 1987 bis 1993 sang er 17 Mal Hoffmann in Hoffmanns Erzählungen, weitere Engagements hatte er u.a. in Der Zigeunerbaron, La Boheme und als Sou Chong in Das Land des Lächelns, den er zwischen 1985 und 1999 80 Mal am Haus sang.

"Sein baritonales Timbre und seine sichere, strahlende Höhe machten seine Auftritte bis zuletzt zu Höhepunkten von zahlreichen Konzertabenden", heißt es vonseiten der Volksoper, an der er sich am 4. November 2014 als Altoum in Turandot vom Wiener Publikum verabschiedete. "Die Volksoper trauert um einen lieben Kollegen und unvergleichlichen Sänger." (APA, 15.1.2018)