Wien/Oberstdorf/Garmisch-Partenkirchen/Innsbruck/Bischofshofen/Wien – Vor der Tour kommt die Tortur – denn, da kann er bei aller Eleganz noch so komfortabel aussehen, der Sportage, vollkommene Bequemlichkeit muss man sich erst erarbeiten – anhand einer fast 800 Seiten starken Betriebsanleitung. Die 25 Extraseiten fürs Navigationssystem sind gewissermaßen Draufgabe, ein Zuckerl für Freaks.

Autos wirken im Holz oft deplatziert, mit dem Kia Sportage kann der Schlag aber ohne weiteres inspiziert werden. Quasi als Erholung vom Autobahnfahren.
Foto: Sigi Lützow

Kurz, der Sportage ist in seinem 20. Baujahr in der GT Line zum Ausstattungswunder geworden. Und keiner verkühle sich, sich der Herkulesaufgabe des Studiums nicht zu unterwinden, ehe er längere Strecken zurücklegen will. Er könnte manch Schmankerl verpassen – Spurhalteassistent, Totwinkelwarner, Verkehrszeichenerkennung, Tempomat und, und, und. Das ist alles zu- oder wegschaltbar, wenn man genau gelesen und die jeweilige Symbole brav memoriert hat.

Keine Fehlgriff

Wenn nicht, kann ein Fehlgriff in Richtung Getränk in der obligaten Halterung zum plötzlichen Verlust des Allradantriebs durch das unbeabsichtigte Betätigen eines Schalters führen. Aber ohnehin empfiehlt es sich, das Lenkrad beidhändig immer fest im Griff zu haben.

Mit 8,1 Liter pro 100 Kilometer schaffte der Kia Sportage die Vierschanzentournee.
Foto: Guido Gluschitsch

Entsprechend präpariert machte der Sportage die 66. Vierschanzentournee fahrtechnisch zu einem Kinderspiel, obwohl im Gegensatz zu vergangenen Auflagen zwischen Weihnachten und Neujahr und zwischen Neujahr und Dreikönig in der fraglichen Gegend der Tatsache (ganz gleich, was Mr. President sagt) des Klimawandels ziemlich Hohn gesprochen wurde.

Geräuscharm fliegen

Auf der Autobahn Richtung Oberallgäu spielte das noch keine Rolle, da wurde die Sportlichkeit des Kompakt-SUVs abgefragt, zumal jenseits der Grenze, wo mangels Beschränkung und Verkehr ohne Gefahr über die Stränge geschlagen werden durfte. Leiser im Innenraum wird selten geflogen, möchte man sagen. Über die Anzeige, was das an Treibstoff, in diesem Fall "pöser" Diesel, kostet, muss man eben hinwegsehen. Auch hier ist aber ohnehin die Sicherheit vorrangig, also stur auf die Straße schauen und nichts denken, außer "das geht schnell heute".

Der Innenraum des Kia Sportage.
Foto: Guido Gluschitsch

Nun trug es sich jedoch zu, dass just mit der Vierschanzentournee heftiger Schneefall im Bayerischen anhob. Auto stehen lassen ist da für viele die Devise, mit dem Sportage kann man sich das Sparen, vor allem von Nerven, allerdings sparen. Das Gefühl, dass er sich erst auf unsicherem Geläuf, auf Matsch oder gar auf Schneefahrbahn richtig wohlzufühlen vermag, vermittelt Sicherheit.

In der Sackgasse

Man hätte den Wechsel nach Garmisch durchaus fast ausschließlich auf salznassen Autobahnen absolvieren können, zog dann aber doch eine Fahrt über Pass- und Nebenstraßen vor, ja verkraftete das einmalige Falschabbiegen (Navi ausgeschaltet) in Richtung Sackgasse Kleinwalsertal – und zwar des Autos wegen. Es dankte mit Spursicherheit unter allen Umständen und Geschwindigkeiten, die die Straßen in diesen speziellen Situationen eben verlangten.

Foto: Guido Gluschitsch

Von Garmisch nach Innsbruck kam er noch einmal ein wenig (Zirler Berg!) zu seinem Recht, dann war für den Sportage Langeweile angesagt. Innsbruck-Bischofshofen-Wien gibt nur Auskunft über die Sitzbequemlichkeit: durchaus gegeben.

Noch etwas: Der Stauraum scheint ohne Umbau etwas gering bemessen, die halbe österreichische Springermannschaft hätte aber sicher Platz – und zwar samt sieben Zwetschken, wie die Burschen sagen würden. (Sigi Lützow, 17.1.2018)