HK Grubers Klavierkonzert erklingt im März in Wien.

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Wien – Viele zeitgenössische Komponisten klagen zu Recht über mangelnde Aufmerksamkeit. Heinz Karl Gruber braucht das nicht zu tun. Jahrzehntelang war er Kontrabassist im ORF-Orchester, um dann eine zweite Karriere als Tonsetzer, gefeierter Chansonnier und Dirigent zu starten. Sein neues Klavierkonzert wurde kürzlich in New York von Emanuel Ax uraufgeführt und geht dann quasi auf "Tournee" (13. und 14. März im Wiener Konzerthaus).

Da ist noch mehr: Im Juni bringt das Theater Hagen die Oper Geschichten aus dem Wiener Wald, das Schwedische Kammerorchester und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz widmen ihm Schwerpunkte. Und in seiner Heimatstadt Wien feierte man in einem groß dimensionierten Programm im Konzerthaus seinen 75. Geburtstag.

Es war ganz nach Grubers Geschmack, wurden doch neben einer eigenen Komposition ausschließlich Werke ihm nahestehender Personen aufgeführt. Zunächst das Capriccio seines Lehrers Gottfried von Einem: 1943 in Berlin uraufgeführt und einst vielgespielt, ist es dank seiner ostinaten Strukturen eingängig und bietet Hörern und Spielern weder Herausforderungen noch Probleme.

Erweiterter Luftbegriff

Wie hervorragend das ORF-Radio-Symphonieorchester Wien derzeit aufgestellt ist, zeigte sich erst bei subliminal des Gruber-Schülers Bernd Richard Deutsch, das sich ausgehend von vertrauteren Mitteln auf eine abgründige Gratwanderung begibt, subtile katastrophische Ahnungen und durchbrechendes Sirenengeheule inklusive. Weit ausgedehnt und auf der Suche nach einem intakten Schönheitsbegriff ist Zeit-Wind/Stern-Zeit von Grubers Freund und Mitstreiter Kurt Schwertsik. Gruber selbst füllte die Partitur rund um den für Håkan Hardenberger geschriebenen Solopart des Trompetenkonzerts Aerial reizvoll an, im Mittelpunkt standen jedoch die Staunen erregenden Spezialeffekte rund um einen erweiterten Luftbegriff.

Die größte Herausforderung gab es bei Impulse von Friedrich Cerha – eines weiteren Freundes des Jubilars aus der heroischen Frühzeit des Ensembles Die Reihe: Auch wenn unter Grubers Dirigat vielleicht nicht jeder Impuls hundertprozentig zur Geltung kam, bescherte ihm und dem Haus der ganze Abend uneingeschränkte Freude. (Daniel Ender, 16.1.2018)