Bild nicht mehr verfügbar.

Bei größeren Belohnungen stellt sich schnell Selbstverständlichkeit ein – kleinere triggern eher Interesse und Lust, dran zu bleiben.

Foto: getty images

Ach ja, Neujahrsvorsätze – die besten Absichten scheitern schnell am inneren Widerstand. Für Diäten oder sportliche Leistungen gilt dasselbe wie beim E-Learning: Zuhause locken viele Ablenkungen. Forscher der Linzer Johannes Kepler-Universität (JKU) und der Wiener Wirtschaftsuni schlagen aufgrund ihrer Forschungsergebnisse nun nicht Kampf sondern kleine Belohnungen im Umgang mit dem inneren Schweinehund vor. Zu große Belohnungen funktionieren nicht, sehr kleine allerdings schon. Durchhalten beim Lernen hat demnach solcherart viel mehr Erfolg.

Der Trick: Die Wissenschafter haben Übungen mit Bonuspunkten belohnt. Das aber so gering, dass die Bonuspunkte (weniger als fünf Prozent der Gesamtpunkte) allein den Lernaufwand nicht rechtfertigen konnten. Die Studierenden suchten daher unterbewusst nach anderen inneren Rechtfertigungen, sich dem mühsamen Lernen zu unterziehen – und begannen, den Stoff interessant zu finden. "Die Bonuspunkte haben also lediglich einen Kreislauf in Gang gesetzt", erklärt Wolfgang Güttel, Vorstand des Institute of Human Resource and Change Management an der JKU.

Nur ein Trigger

Da die Studierenden den Lehrstoff interessant fanden, lernten sie mehr, schnitten bei Prüfungen besser ab und wurden so immer motivierter. Die Bonuspunkte spielten zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr. "Es ist beim Lernen eben wie sonst auch: Der Appetit kommt beim Essen", so Güttel.

Das leuchtet ein, ist aber trotzdem überraschend: Seit den frühen 1970er Jahren waren Psychologen davon ausgegangen, dass Motivation zwar zerstört, aber nicht erzeugt werden könne. So können große Anreize, beispielsweise großzügige Geldzahlungen, zwar kurzfristige Verhaltensänderungen erzeugen, nachhaltig sind diese aber nicht. Hier wirken die kleinen Belohnungen langfristiger. Die Forscher gehen davon aus, dass dieser Effekt auch in anderen Kontexten als dem Lernen funktioniert – etwa bei Change-Prozessen in Organisationen oder auch im Alltag bei Diäten und anderen Vorsätzen.

Das Maß entscheidet

"Bei der Gestaltung von Online-Learning-Aktivitäten der Universitäten kann so ebenfalls anhaltende Motivation gefördert werden", sieht Güttel Anwendungschancen. Schließlich ist gerade beim E-Learning bekannt, dass Übungen oft nur widerwillig durchgeführt oder schnell abgebrochen werden. Hier helfen die kleinen Belohnungen – in der betreffenden Testgruppe gaben rund 30 Prozent mehr Studierende ihre Übungen tatsächlich ab. Bei größeren Anreizen stellt sich hingegen eine Selbstverständlichkeit ein, dadurch entsteht beim Ausbleiben des Anreizes Unzufriedenheit, und ein Rückfall in das alte Verhaltensmuster wird wahrscheinlich. (red, 16.1.2018)