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Wer ein Stück von Air Berlin ergattern möchte, kann das in den kommenden 14 Tagen tun. Das Hamburger Auktionshaus Dechow bringt Devotionalien der Pleiteairline zur Versteigerung.

Foto: REUTERS/Stefanie Loos

Einmal für seine Gäste zu Hause Flugbegleiter spielen und den Tomatensaft stilecht aus dem Trolley ziehen – wer diesen Wunsch hegt, kann ihn sich jetzt erfüllen und auch noch mit anderen Devotionalien für längst vergangenes Air-Berlin-Feeling sorgen. Schokoherzen zum Dessert, Schlafmasken und eine kuschelige Decke aus Kaschmir aus der Businessclass für die Nachtruhe, Kaffeebecher für den Morgen.

All dies ist seit Montagmittag beim deutschen Auktionshaus Dechow aus Hamburg unter dem Hammer. "Air Berlin brachte Millionen Reisende ans Ziel. Jetzt bringt Dechow ein Stück Air Berlin zu Ihnen!" So werben die Versteigerer aus der Hansestadt für die Objekte. Zu besichtigen waren sie vorher in Essen.

Geld für Insolvenzverwalter

Die Idee zur Verramschung kam von Air Berlin selbst. "Damit soll noch etwas mehr Geld in die Insolvenzmasse fließen", sagt Sprecher Ralf Kunkel. Air Berlin, die einst zweitgrößte deutsche Airline und Mutter von Niki, hatte am 15. August 2017 Insolvenz angemeldet und am 27. Oktober den Flugbetrieb eingestellt. Die Lufthansa übernahm 81 der 134 Air-Berlin-Flugzeuge und 3.000 Mitarbeiter. Das Übernahmeangebot für Niki hat die Lufthansa hingegen zurückgezogen.

Ein Flieger kann bei der Air-Berlin-Auktion nun übrigens auch abgestaubt werden – allerdings nur das Modell eines A320 im Maßstab 1:5. Es ist sechs Meter lang, die Flügel haben vier Meter Spannweite. Am Montag, dem ersten Auktionstag, war das Prunkstück noch zum Mindestgebot von 6000 Euro zu haben. Bis zum 1. Februar kann man sein Gebot nun online abgeben, für den ersten Tag hatten sich bereits 50.000 Bieter registriert.

"Es ist schon ein außergewöhnliches Verfahren, viele Menschen verbinden mit Air Berlin nostalgische Erinnerungen", sagt Toke Bransky, Bereichsleiter Marketing und Vertrieb bei Dechow, wo man seit einhundert Jahren auf Industrieauktionen spezialisiert ist.

Heimkino mit Sitzen

Wer zuschlagen wird, kann Bransky nicht voraussagen. Er tippt auf "Hipster" oder "flugzeugverrückte Planespotter", die sich ein Cockpit nachbauen oder vielleicht das Heimkino mit Flugzeugsitzen ausstatten wollen.

Ein Zweiersitz aus der Businessclass war am Montag bei Auktionsbeginn mit 150 Euro angeschrieben, am Nachmittag wurden 900 Euro dafür geboten. Ein Renner sind natürlich die Schokoherzen, die man früher nach der Landung beim Aussteigen bekam. Sie werden im Hunderterpack angeboten, insgesamt hat Dechow einen Tonne davon auf Lager.

Das Auktionshaus rechnet mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Dieser geht dann, abzüglich des 15-prozentigen Aufgeldes für Dechow, an den Insolvenzverwalter von Air Berlin. Nach dieser ersten Auktion werden weitere folgen, doch diese dürften dann weniger für Nostalgiker interessant sein. Unter den Hammer kommen dann Werkzeug, Turbinen und ein Leitwerk. (Birgit Baumann aus Berlin, 16.1.2018)