Wien – Der Wiener Flughafen hat 2017 das achte Jahr in Folge einen Ergebnisanstieg auf mittlerweile 132 Millionen Euro erzielt. "Es könnte aber besser sein, gäbe es die Groteske um Niki nicht", ärgerte sich Flughafenvorstand Günther Ofner bei der Präsentation der Verkehrszahlen am Dienstag. Möglicherweise sei auch die Vorgangsweise der EU-Kommission falsch gewesen, die den Niki-Verkauf an die Lufthansa aus kartellrechtlichen Bedenken untersagt hatte.

Mehr als 24 Millionen Menschen sind vergangenes Jahr am Wiener Flughafen angekommen oder abgeflogen: Das ist neuer Rekord.
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Seither sorgen juristische Spitzfindigkeiten über die Zuständigkeit der Insolvenzgerichte für die Verzögerung des Verkaufs. Am Dienstag gaben nun die Insolvenzverwalter in Deutschland und Österreich eine Kooperation beim Verkauf des Geschäftsbetriebs der insolventen Airline bekannt. Den Zuschlag für Niki erhielt zuletzt der spanische Billigflieger Vueling.

Lähmende Ungewissheit

Geht die Causa gar vom deutschen Höchstgericht zum Europäischen Gerichtshof, könnte eine Lösung Jahre dauern. Mit der Folge, dass die beiden verbliebenen Niki-Assets – Slots und Mitarbeiter – weg sind, so die Befürchtung der Airport-Chefs. Ofners Vorstandskollege Julian Jäger hofft, dass es am Ende nicht heißt "Operation gelungen, Patient tot". Trotz des Totalausfalls von Air Berlin/Niki hat der Wiener Flughafen 2017 mit 24,4 Millionen so viele Passagiere wie noch nie abgefertigt. Inklusive der Flughäfen von Malta (wird mittlerweile voll konsolidiert) und Košice (Slowakei) wurden knapp 40 Millionen Passagiere abgefertigt.

Wachstumstreiber in Wien waren neben der Lufthansa-Gruppe die Low-Cost-Carrier, die Langstreckendestination und die wieder anziehenden Ostdestinationen. Dadurch konnte der Wegfall der Air-Berlin-Gruppe mehr als kompensiert werden. Košice sei der einzige Flughafen in der Slowakei, der Gewinne schreibt – jener in Bratislava, im Eigentum der öffentlichen Hand, schreibe jährlich vier bis neun Millionen Verlust. Gespräche über eine in früheren Jahren angestrebte Zusammenarbeit gebe es derzeit nicht, sagt Jäger. Synergien gebe es, wenn, dann auf der Kostenseite.

Erfolgreiche Töchter Malta und Košice

Stolz sind die Wiener auf die kräftigen Passagierzuwächse in Malta – "dem schönsten Flughafen des Mittelmeers", wie Jäger betont. In Malta hat sich Ryanair zum Marktführer mit 36 Prozent aller Passagiere entwickelt. Air Malta hat nur noch 27,5 Prozent, obwohl die Airline auch auf Wachstumskurs sei, wie Jäger sagt. Ab Sommer soll es von Air Malta eine Direktverbindung von Catania nach Wien geben. Das wichtigste Zielland für Abflüge aus Malta ist Großbritannien (25 Prozent Marktanteil) vor Italien und Deutschland. In Malta werde derzeit der Terminal erweitert. Košice habe wiederum mit seinen 500.000 Passagieren "deutlich mehr als eine Million" Euro Gewinn erwirtschaftet.

Die Prognose für heuer sieht der Airport ebenfalls positiv. Wie im Vorjahr sollen die Lufthansa-Gruppe, die Low-Cost-Airlines, Osteuropa und die Langstrecke zusätzliche Passagiere bringen. Elf neue Destinationen sind geplant; die AUA nimmt Kapstadt und Tokio wieder ins Programm, auch die ungarische Wizz bietet fünf neue Routen ab Wien an. 175 Millionen Euro sind für Investitionen auf dem Flughafengelände geplant, darunter ein drittes Hotel im unteren Preissegment. Dort sollen die Lkw-Fahrer der Speditionen, die nicht mehr in ihren Fahrerkabinen übernachten dürfen, unterkommen. Der Office Park 4 (Büroflächen) wird ab 2020 zur Verfügung stehen. (cr, 16.1.2018)