Das Schweizer Skigebiet Saas-Fee bietet seit 2016 stark vergünstigte Skipässe per Online-Verkauf an – die Voraussetzung dafür ist eine Mindestanzahl an Käufern.

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Die Ex-Skirennläufer Hermann Maier und Rainer Schönfelder wollen mit der Hotelkette Cooee Familien einen leistbaren Skiurlaub ermöglichen. Bei der Finanzierung des Projekts kam auch Crowdfunding zum Einsatz.

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Seit Dezember 2017 existier das das Cooee Alpinhotel Dachstein in Gosau. Das dritte Haus der Kette soll noch heuer in Bad Kleinkirchheim eröffnet werden.

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Thomas Wagner hat die Forsteralm, ein kleines heimisches Skigebiet, per Crowdfunding-Kampagne gerettet.

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Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft bei der Wirtschaftskammer, hält Crowdfunding im Tourismus noch für ein Nischenprodukt.

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Viele Schweizer Skiorte haben Probleme: zu teuer, nicht mehr attraktiv genug, immer häufiger fahren die Schweizer ins auch nicht gerade billige Österreich. Saas-Fee hatte eine Lösung. Im Herbst 2016 verkündeten die Bergbahnen des Skiortes, dass Gäste eine "Winter Card" um 222 Franken (rund 190 Euro) online erwerben könnten: mehr als 20 Wochen Skifahren um weit weniger, als der Wochenpass normalerweise kostet (419 Franken) – vorausgesetzt, 100.000 Interessenten würden mitmachen. "Ein Hammerpreis", wie es Inserate unschweizerisch forsch ausdrückten.

Die "Geiz-ist-geil-Strategie", so die "Rhone-Zeitung", ging im Wesentlichen auf. Mehr als 90.000 erwarben die Card über Europas bisher größte Crowdfunding-Kampagne, die von der Kärntner IT-Firma Peaksolution abgewickelt wurde. Die Bergbahnen nahmen dadurch letzten Winter rund 20 Millionen Franken ein, mehr als in den Jahren zuvor. Die Hotels profitierten, weil sie die Cards anbieten und mehr Gäste anlocken konnten. Und nur wenige nutzten das Angebot für die ganze Saison, wodurch die Anlagen nicht überbelastet wurden. Auf den ersten Blick also eine Win-win-Situation, zumindest für die selbsternannte "Freie Ferienrepublik Saas-Fee" im Wallis.

Gegenseitiges Unterbieten

Mittlerweile regt sich die Konkurrenz mit ähnlichen Dumpingstrategien. 25 Destinationen in der französischen Schweiz etwa bieten gemeinsam einen "Magic Pass" an, die Jungfrau-Region einen "Top-4-Skipass". Es mehren sich aber auch die Bedenken. Was, wenn das jeder macht, fragte die "Hotel-Revue". Man würde sich gegenseitig so lange unterbieten, bis alle draufzahlen. Luxusdestinationen würden sich andererseits "nie über den Preis verkaufen", wie Edith Zweifel vom Zermatter Tourismusbüro dem "Berner Bund" sagte.

Saas-Fee, nur ein Tal entfernt, spielt nicht ganz in dieser Liga. Die Bergbahnen sind froh, dass sie mittlerweile laut eigenen Angaben eine schwarze Null schreiben. Sie bleiben ihrem Rezept auch in der Saison 2018/19 treu: Wer bereit ist, 3000 Franken zu zahlen, kann das Skigebiet Saas-Fee die nächsten 15 Jahre nutzen.

Mitmachen in der Low-Budget-Hotellerie

Verschläft Österreich solche Methoden der Gruppenfinanzierung für billigeres Skifahren? Keineswegs, wie das prominente Beispiel der ehemaligen Skirennläufer Hermann Maier und Rainer Schönfelder zeigt. Auch sie nutzten Crowdfunding zur Finanzierung ihrer Low-Budget-Hotels "Cooee alpin", die Skiurlaub für Familien wieder leistbar machen sollen. Investoren verspricht die Gruppe bis zu 5,5 Prozent Rendite, vor einem Monat wurde das dritte Haus eröffnet. Allerdings gingen die beiden mittlerweile eine Partnerschaft mit der Rewe-Gruppe ein, da andernfalls die Auslastung der Hotels kaum zu schaffen gewesen wäre.

Geld sammeln für kleine Skigebiete

Auch etliche kleine heimische Skigebiete, die vom Zusperren bedroht sind, haben Crowdfunding für sich entdeckt. Darunter die Forsteralm bei Waidhofen an der Ybbs, der nur dann eine Länderförderung in Aussicht gestellt wurde, wenn auch Eigenmittel vorhanden seien. "Dieses Geld hatten wir nicht, weil die Leute im Skigebiet eh schon ehrenamtlich arbeiten", sagt Thomas Wagner, ein Werber aus der Region, der die Aktion "Schifoahn dahoam" ins Leben rief. Bei der Crowdfunding-Kampagne kamen über 460.000 Euro zusammen, die den Skibetrieb auf der Forsteralm vorerst aufrechterhalten. "Es war schön zu sehen, dass sogar Schüler kleine Beiträge aufbrachten, um weiterhin daheim Ski fahren zu können", sagt Wagner. Blöd nur, dass das Skigebiet auf gut 1000 Meter Seehöhe zu Beginn der Saison dennoch geschlossen war – wegen Schneemangels. Mindestens zehn Jahre lang soll der Betrieb trotz Klimawandels aber grundsätzlich noch möglich sein, ließ man sich vor dem Geldeinsammeln durch eine Studie der Uni Innsbruck bestätigen.

Crowdfunding-Projekte im Tourismus

Die Wirtschaftskammer Österreich betreibt mittlerweile ein eigenes Crowdfunding-Portal für Tourismusbetriebe. "Noch ist we4tourism aber ein absolutes Nischenprodukt", sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, über das Angebot. Damit Crowdfunding bei touristischen Projekten überhaupt funktionieren kann, müssen zwei Faktoren gegeben sein: "Emotionen der Investoren für die Sache und engagierte Personen hinter den Projekten." (Sascha Aumüller & Michael Freund, RONDO, 19.1.2018)