Yangon (Rangun) – Bei schweren Krawallen im Vielvölkerstaat Myanmar sind nach offiziellen Angaben mindestens sieben Menschen von der Polizei getötet worden. Nach Angaben der Regierung des westlichen Bundesstaats Rakhine kam es zu den Auseinandersetzungen infolge einer Kundgebung, mit der in der früheren Provinzhauptstadt Mrauk U an das Ende der dortigen Arakan-Dynastie 1784 erinnert werden sollte.
Die Krawalle begannen, als die Behörde eine größere Menschenmenge von mehr als 4.000 Demonstranten am Dienstagabend nicht auf das Gelände eines ehemaligen Palastes lassen wollte. Normalerweise wird dort an jedem Jahrestag der Geschehnisse vor mehr als 200 Jahren gedacht, als das ehemals mächtige buddhistische Königreich Arakan vom ebenfalls buddhistischen burmesischen Reich erobert wurde. Nach dem Verbot seien Steine auf Verwaltungsgebäude geworfen und auch Polizeiautos angegriffen worden, sagte ein Regierungssprecher am Mittwoch. Bei den Toten soll es sich um Buddhisten handeln, nicht um die jüngst massenweise aus der Provinz vertriebene muslimische Minderheit der Rohingya.
Scharfe Munition
Die Polizei habe zunächst Gummigeschoße abgefeuert, dann aber auch mit scharfer Munition geschossen. Dabei habe es mindestens sieben Tote gegeben. Zudem seien zwölf Menschen verletzt worden. Das Online-Nachrichtenportal "The Irrawaddy" berichtete, dass auch die Armee im Einsatz gewesen sei. Der Botschafter der EU in Myanmar, Kristian Schmidt, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, das Land müsse jetzt "dringend zu Gewaltlosigkeit" zurückkehren.
Warum es zu den Zusammenstößen kam, war zunächst unklar. Am selben Tag hatten Myanmar und Bangladesch ein Rückführungsabkommen für Flüchtlinge der muslimischen Minderheit der Rohingya unterzeichnet. Die Rohingya werden im mehrheitlich buddhistischen Myanmar seit Jahrzehnten systematisch unterdrückt. Ende August eskalierte der Konflikt, als Rohingya-Rebellen Soldaten und Polizisten angriffen und dutzende Sicherheitskräfte töteten. Das Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt.
Seither tötete das Militär hunderte Rohingya, rund 655.000 Rohingya flüchteten ins verarmte Nachbarland Bangladesch. Die UNO, die USA und Menschenrechtsorganisationen sprechen von "ethnischen Säuberungen". (APA, 17.1.2018)