Kairo/Manchester – 1907 stießen Arbeiter in der ägyptischen Nekropole Deir Rifeh auf ein unberührtes Grab aus der Zeit des Mittleren Reichs, das zwei Sarkophage samt intakten Mumien enthielt. Schnell war klar: Die Toten, die einst die klingenden Namen Khnum-Nakht und Nakht-Ankh trugen, mussten zur Elite ihrer Zeit gehört haben. Sie dürften um 1.800 vor unserer Zeitrechnung, also im Mittleren Reich, gelebt haben.

Khnum-nakht und Nakht-ankh zählen zu den besterhaltenen Funden aus dem Mittleren Reich.
Foto: University of Manchester

Muttername bekannt

Inschriften auf den Sarkophagen zufolge stammten sie von einem nicht näher genannten Regierungsbeamten ab, die Mutter wurde hingegen namentlich erwähnt: Khnum-Aa. Waren die beiden also Brüder? Davon gingen Forscher zunächst aus, bis die Archäologin Margaret Murray die Mumien 1908 in Manchester, wohin sie in der Zwischenzeit gebracht worden waren, auspackte und genauer untersuchte.

Morphologische Unterschiede der Gebeine, aber auch die Untersuchung von Hautresten ließen Zweifel über eine nahe Verwandtschaft von Khnum-Nakht und Nakht-Ankh aufkommen. Die Frage, in welcher Beziehung die beiden zueinander gestanden hatten, wurde seither immer wieder kontrovers diskutiert.

Dem Rätsel auf den Zahn gefühlt

Nun brachten genetische Tests an der Universität Manchester Gewissheit: Forscher um Konstantina Drosou extrahierten DNA aus den Zähnen der Toten und konnten in ihren Analysen die engen Familienbande bestätigen – und zwar über die mitochondriale DNA, nicht aber über einen Vergleich der Y-Chromosom-DNA.

Wie sie im "Journal of Archaeological Science: Reports" berichten, waren Khnum-Nakht und Nakht-Ankh also aller Wahrscheinlichkeit nach Halbbrüder – sie hatten dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter. "Es war ein langer und anstrengender Weg zu dieser Erkenntnis, aber ich bin sehr dankbar, dass wir ein Stück zu diesem großen historischen Rätsel beitragen konnten", sagte Drosou. Weshalb die Halbbrüder in einem Doppelgrab bestattet wurden bleibt offen. (dare, 18.1.2018)