Wien – Die WW Holding hat in der Nacht auf Donnerstag bekanntgegeben, dass sie zahlungsunfähig und insolvenzrechtlich überschuldet sei und daher "so rasch wie möglich" einen Insolvenzantrag stellen werde. Man strebe ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung an, in dessen Rahmen die Wienwert AG verkauft werden solle. Diese Tochtergesellschaft sei nicht von der Insolvenz betroffen, hieß es in der Ad-hoc-Mitteilung.

Klaus Kumpfmüller, Vorstandsmitglied der Finanzmarktaufsichtsbehörde FMA, betont, dass sich die Aufsicht schon länger mit der Gruppe beschäftigt, 2011 habe man die erste Verwaltungsstrafe verhängt. In Summe seien drei Verwaltungsstrafverfahren geführt worden (eines davon ist noch anhängig).

Die Wienwert-Gruppe hat voriges Jahr einen Strategiewechsel vorgenommen und ist von der Altbausanierung auf den Neubau von Wohnungen umgestiegen.

Als Hintergrund für die Zahlungsunfähigkeit der WW Holding wird in der Veröffentlichung "das öffentlichkeitswirksame Bekanntwerden eines Ermittlungsverfahrens der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft" im vorigen November genannt.

Anleihe gefloppt

In der Folge sei es der Wienwert AG nicht mehr gelungen, eine damals emittierte Unternehmensanleihe "erfolgreich zu platzieren", obwohl doch die davor überzeichnet gewesen sei, heißt es in der Meldung sinngemäß. Der Vertrauensverlust habe den Wert der von der WW Holding gehaltenen Wienwert-Beteiligung verringert und letztlich zur Überschuldung geführt.

Zudem habe die WW Holding eine Anleihe nicht bedienen können, die am 20. Dezember 2017 fällig geworden ist.

Abschlussprüfer warnte

In der von Stefan Gruze geführten Gruppe hatte es zuletzt immer wieder Probleme gegeben. Die WW Holding hat 2016 einen Bilanzverlust von rund 29 Millionen Euro (nach zwölf Millionen) verzeichnet, der Umsatz hat sich mit rund drei Millionen Euro etwas erhöht. Der Abschlussprüfer hat wegen dieser "wesentlichen Verluste" die Voraussetzungen für die "Vermutung eines Reorganisationsbedarfs" gesehen – und seine Redepflicht ausgeübt.

Er habe "Tatsachen festgestellt, die den Bestand der geprüften Gesellschaft gefährden oder ihre Entwicklung wesentlich beeinträchtigen können". Der Bestätigungsvermerk für die WW Holding ist daher nur eingeschränkt erteilt worden. Zudem räumte der Abschlussprüfer ein, dass die Annahmen für die positive Fortbestandsprognose "mit Unsicherheiten behaftet" seien.

Aktionäre versilberten Marke

Die Aktionäre der WW Holding haben 2016 die Marke "Wienwert" zu Geld gemacht. Im März 2016 hat die WW Holding die Marke um 3,12 Millionen Euro gekauft – und zwar von ihren Aktionären, also unter anderem den Firmengründern, die indirekt immer noch Anteile der privaten Immobiliengruppe halten.

Was den Wert der Marke betrifft, hielt der Abschlussprüfer fest, dass die Annahmen für die Bewertungen nur "eingeschränkt nachweisbar sind".

Der Insolvenzantrag der WW Holding wird am Handelsgericht Wien gestellt werden. (Renate Graber, 18.1.218)