Meghan Markle belebt einige Branchen.

Foto: AFP/ADRIAN DENNIS

Dass die britischen Royals weltweit die Auflagen von Boulevardpresse und bunten Magazinen in die Höhe treiben, gilt längst als Binsenweisheit. Doch die royale Braut Meghan Markle belebt noch ganz andere Branchen, darunter die der Schmuckhändler, Textileinzelhändler, Designer – und natürlich die der Buchmacher, Profiteure der Wettleidenschaft auf der Insel. "Alle reden von der Hochzeit", sagt Rupert Adams vom Branchenführer William Hill.

Dass die 36-jährige US-Schauspielerin wenn schon nicht Märkte, dann zumindest ganze Geschäftszweige bewegen kann, beweisen zwei Beispiele aus jüngster Zeit. Auf den offiziellen Verlobungsfotos Ende November trug Markle Ohrringe aus Gold und Opal von der kanadischen Juwelierfirma Birks Group. Unmittelbar danach schnellte die Klickrate auf der Website des Unternehmens um 400 Prozent in die Höhe, die 850 Pfund (955 Euro) teuren Schmuckstücke waren im Nu ausverkauft. "Das war eine sehr glückliche und schöne Überraschung für uns", schwärmt Firmenleiter Jean-Christophe Bédos.

Meghan Markle und Prinz Harry im Interview.
Guardian News

Ähnlich erging es vergangene Woche der als eher bieder verschrienen Bekleidungskette Marks & Spencer. Aus Anlass des Besuch einer Radiostation für junge Leute im Londoner Stadtteil Brixton hatte sich Markle einen M&S-Pullover übergestreift – prompt rissen sich ihre Fans in allen Filialen um das gerade mal 45 Pfund (etwa 51 Euro) teure Stück.

Hochzeit mit oder ohne Bart?

Welches Designerkleid aber wird die schöne Braut zur Hochzeit am 19. Mai tragen? Trifft sie dort ihren Bräutigam mit oder ohne Bart an? Und wer darf sonst noch in die Kirche von Schloss Windsor kommen? Zu all diesen Fragen können vom Königshaus begeisterte Briten in den Wettbüros ihre Prognosen abgeben. Riesige Geschäfte lassen sich damit nicht machen, wie William-Hill-Mann Adams sagt: "Das ist nur ein Bruchteil unseres Umsatzes." Für die Buchmacher ergibt sich aber erfreuliche Publizität. Zudem seien die Wettchancen bei den sogenannten "novelty bets" häufig ein zuverlässiger Indikator: "Normalerweise gewinnt der Favorit."

Die beiden bei einem Fototermin vor dem Kensington-Palast kurz nach Verkündung der Verlobung.
BBC News

Das gilt Adams' Beobachtung zufolge besonders bei Wetten rund ums Königshaus. Weil die Royals besonders auf Diskretion achten, seien gerade deshalb die undichten Stellen häufig ihr Geld wert. Im Umfeld der Prinzen gibt es schließlich nicht nur steinreiche Leute – ein bisschen Gewinn im Wettbüro ist für manchen Menschen im royalen Umfeld nicht zu verachten. Dass da manche ihr Insiderwissen zu Geld machen, nimmt Adams achselzuckend zur Kenntnis. Allerdings bleiben die Wetten auf 50 Pfund Einsatz beschränkt, um das Risiko für die Buchmacher gering zu halten. "Das hat mit unserer Risikoabschätzung zu tun", erläutert Adams.

Häufen sich plötzlich die Einsätze, wird das entsprechende Buch geschlossen. So kam es im vergangenen Sommer durchschnittlich zu einer Wette pro Woche auf den Verlobungstermin von Meghan und Harry. Im November schnellte die Zahl bei William Hill plötzlich auf 405 Wetten pro Tag in die Höhe – untrügliches Zeichen dafür, dass Insider ihr Wissen zu versilbern suchten. "An einem Dienstag haben wir das Buch geschlossen, am Montag darauf kam die Nachricht", erinnert sich Adams.

Prinzessin Alice – oder auch nicht

Die zukünftige Prinzessin Harry von Wales hat jedenfalls eine echte Prinzessin – oder wird es doch ein Prinz sein? – aus den Wettbüros verdrängt: Um das dritte Kind des Prinzenpaars William und Kate gibt es – anders als bei seinen älteren Geschwistern – einstweilen wenig Aufregung. Dem mittlerweile vierjährigen Prinz George und der gerade in den Kindergarten gekommenen zweijährigen Prinzessin Charlotte dürfte in der zweiten Aprilhälfte eine Schwester namens Alice folgen – dies jedenfalls lassen die Wettquoten vermuten. (Sebastian Borger aus London, 18.1.2018)