Bereits vor einer Woche kam es zu Ausschreitungen nahe der Stadt Nablus. Bei aktuellen Zusammenstößen wurde ein Palästinenser getötet und zwei israelische Polizisten verletzt.

Foto: APA/AFP/JAAFAR ASHTIYEH

Jerusalem – Israelische Sicherheitskräfte haben bei einer Schießerei im Westjordanland einen bewaffneten Palästinenser getötet. Der 31-Jährige soll an einem tödlichen Anschlag auf einen Rabbiner nahe Nablus vor rund einer Woche beteiligt gewesen sei, wie die israelische Polizei am Donnerstag mitteilte. Bei dem aktuellen Schusswechsel in Jenin wurden zwei Polizisten verletzt, einer davon schwer.

Die israelischen Einheiten drangen am Mittwochabend in die Stadt im Norden des Westjordanlands ein. Daraufhin kam es dort zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die am Donnerstag in der Früh noch andauerten. Palästinenser warfen Brandsätze und Steine und schossen auch auf die Einsatzkräfte, wie die Armee mitteilte. Um die Ausschreitungen zu stoppen, hätten die Soldaten mit scharfer Munition geschossen.

Das palästinensische Gesundheitsministerium bestätigte den Tod des 22 Jahre alten Palästinensers. Nach Angaben von Augenzeugen wurden bei dem Einsatz auch zwei Häuser der Familie zerstört. Der Armee zufolge wurden bei den Zusammenstößen zwei Beamte der israelischen Antiterror-Polizei verletzt, einer von ihnen schwer. Mindestens zwei Palästinenser wurden laut Augenzeugen festgenommen.

Großfahndung und Straßensperren

Nach den tödlichen Schüssen auf den Rabbiner am 9. Jänner im Westjordanland hatten die israelischen Sicherheitskräfte eine Großfahndung nach den Tätern eingeleitet. Sie errichteten im Norden des Palästinenser-Gebietes Straßensperren, Palästinenser wurden beim Betreten und Verlassen der Dörfer rund um Nablus Sicherheitskontrollen unterzogen.

Bei dem erschossenen Siedler handelte es sich um einen 35-jährigen Rabbiner aus dem Siedlungsaußenposten Havat Gilad bei Nablus. Er war während der Fahrt in seinem Auto angeschossen worden und erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Medienberichten zufolge sollen aus einem fahrenden Auto heraus insgesamt 22 Schüsse auf den Siedler abgegeben worden sein.

"Werden sie überall finden"

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Donnerstag während eines Besuchs in Indien, Israel werde "alle aufspüren, die uns angreifen, und wir werden sie zur Rechenschaft ziehen". Verteidigungsminister Avigdor Lieberman erklärte, es gebe "für die Terroristen nirgendwo ein Versteck. Wir werden sie überall finden."

Im besetzten Westjordanland leben rund 600.000 Israelis in Siedlungen. Die Uno betrachtet die Siedlungen als illegal und als großes Hindernis im Nahost-Friedensprozess. In der Gegend rund um Nablus kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen radikalen Siedlern und Palästinensern.

Die Gewalt hat zuletzt zugenommen, nachdem US-Präsident Donald Trump Anfang Dezember die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die Vereinigten Staaten erklärt hatte. (APA, red, 18.1.2018)