Genf – Ein internationales Forscherteam mit Genfer Beteiligung hat die Meeresspiegelschwankungen der vergangenen 6.000 Jahre in Polynesien auf den Zentimeter genau gemessen. Die Befunde sollen dabei helfen, Voraussagen über die Erderwärmung zu verbessern. Die Wissenschafter studierten für ihre Forschungsarbeit Korallen in Französisch-Polynesien, wie die Universität Genf am Donnerstag mitteilte.

Von den Nesseltieren können Forscher zwar auf den Meeresspiegel schließen, doch weil Korallen in unterschiedlicher Tiefe von null bis 20 Metern entstehen, waren solche Messungen bisher mit einiger Unsicherheit belastet. "Indem wir uns auf Mikroatolle, kleine aus der Korallengattung Porites geformte Inseln, konzentrierten, konnten wir auf den Zentimeter genau messen", sagte Koautor Elias Samankassou.

Mikroatolle als Archive

Von 2012 bis 2015 analysierten die Forscher Mikroatolle mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern bis acht Metern, verstreut auf zwölf südpazifische Inseln. Die Auswertung der Daten dauerte zwei Jahre, das Ergebnis wurde nun im Fachblatt "Nature Communications" veröffentlicht.

Die hohe Qualität der Messungen habe mehrere Gründe, so die Wissenschafter. So konnten etwa Forscher des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel mithilfe des Uran-Thorium-Verhältnisses die gesammelten Proben der Mikroatolle auf einige Jahrzehnte oder sogar Jahre genau datieren.

Detaillierte Aussagen

Die Stoffe bauen sich unterschiedlich schnell ab. Das Alter wird bestimmt, indem die Anteile von Uran und Thorium in den Proben mit den Anteilen zur Zeit der Entstehung der Korallen ins Verhältnis gesetzt werden. Entscheidend war es aber, die Muster und Geschwindigkeit des Korallenwachstums zu kennen. Die Korallen wachsen gegen oben, bis sie die Wasseroberfläche erreichen. Dann bilden sie sich horizontal weiter. So entsteht eine Serie von Plateaus, die dem Meeresspiegel entsprechen.

Die Studie zeige, dass der Meeresspiegel in Tahiti in den vergangenen 6.000 Jahren stetig angestiegen ist, bis er etwa vor 4.000 Jahren auf plus 90 Zentimetern einen vorübergehenden Höhepunkt erreichte, so die Forscher. Danach sank er auf das aktuelle Niveau. Diese Schwankung illustriere das Schmelzen der Eiskappen und wahrscheinlich einen Abbruch von Packeis, dessen Volumen die Forscher nun auf Basis ihrer Daten schätzen wollen. Diese neuen Erkenntnisse über die Vergangenheit sollen in künftige Prognosen für die Zukunft einfließen. (APA, 18.1.2018)