Washington/Wien – Zumindest einen Lichtblick boten die letzten Monate für Donald Trump: Seit Mitte August ist der Präsident nicht mehr unbeliebter geworden. Doch auch wenn Umfragen seit Weihnachten sogar einen leichten Aufwärtstrend bei der Zustimmung ergeben – insgesamt betrachtet sind die Werte immer noch niederschmetternd. Nur rund 40 Prozent der US-Amerikaner zeigen sich laut Umfrage-Mittelwerten, die fivethirtyeight.com errechnet, derzeit mit seiner Amtsführung zufrieden. 54 Prozent sagten das Gegenteil.

Im Verlauf des Jahres lag Trumps Kurve beständig unter jener aller anderen US-Präsidenten seit 1945 – mit Ausnahme von Gerald Ford, der kurz nach der Begnadigung seines Vorgängers Richard Nixon noch unbeliebter war. Auch er hat Trump aber schon wieder eingeholt.

Für den Republikaner, der Umfragen wenig Glauben schenkt, sofern sie gegen ihn sprechen, ist das kein Problem. Gern verweist er darauf, dass er auch 2016 stets hinter seiner Konkurrentin Hillary Clinton gelegen ist – und doch gewonnen hat. Doch so plausibel diese Annahme vor einem Jahr noch gewirkt haben mag, mittlerweile hat sie Dellen bekommen. Dagegen, dass eine große Menge von Trump-Unterstützern in Umfragen nicht aufscheint, sprechen nicht zuletzt Wahlresultate. Bei Zwischenwahlen in mehreren Bezirken, bei Gouverneurswahlen in Virginia und New Jersey, zuletzt sogar bei der Senatswahl in Alabama: Überall schnitten republikanische Kandidaten sogar noch schlechter ab, als ihnen Umfragen vorausgesagt hatten. Auch wenn Trump sie lautstark unterstützte.

Zittern vor dem November

Und so sehen Umfragen auch die republikanischen Chancen bei den Midterm-Elections im November düster: Rund zehn Prozentpunkte lagen die Demokraten im "Generic Ballot", in dem Amerikaner nach ihrer Parteipräferenz befragt werden, zuletzt voran. Das würde für Trumps Partei sehr wahrscheinlich den Verlust des Repräsentantenhauses bedeuten, sagen Wahlforscher.

Bis zu sieben Prozentpunkte Rückstand könnten die Republikaner verschmerzen, weil ihre Kandidaten wegen der Grenzziehung in den Mehrheitswahlbezirken ("Gerrymandering") strukturell bevorzugt sind – mehr darf es aber nicht sein. Günstiger sieht es für sie im Senat aus: Trotz der Umfrageflaute gilt es als unwahrscheinlich, dass sie dort die Mehrheit verlieren. (mesc, 19.1.2018)