Diese Stradivari von 1684 wurde von Sotheby's im Vorfeld einer Auktion ausgestellt. Der Wert wurde auf 1,5 bis 2,4 Millionen Dollar geschätzt. Klingende Töne versprechen zuweilen satte Renditen. Derzeit legt aber Whisky bei Auktionen enorme Preissprünge hin.

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Wien – Neben Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffen sind Anleger immer wieder auf der Suche nach der etwas anderen Geldanlage. Dann wird oft nach Sachwerten gesucht. Fündig wird man bei Streichinstrumenten, Wein oder Whisky. Und diese Anlageklassen haben durchaus etwas zu bieten.

"Der Investmentblick allein ist hier aber ein schlechter", erklärt Wolfgang Habermayer, Geschäftsführer des Wiener Vermögensverwalters Merito. Denn wer keine Affinität zu Geigen oder Weinen mitbringe, dem werde es auch keine Freude bereiten, sich damit zu beschäftigen. Dann fehle oft auch der für diese Assetklassen notwendige langfristige Anlagehorizont. Denn ein schneller Ausstieg – etwa aus einer Mitbeteiligung an einer Stradivari – ist über Nacht nicht möglich.

Klingende Töne

Streichinstrumente sind die Leidenschaft von Habermayer. Wer eine Instrumentenbeteiligung in sein Portfolio mischen möchte, landet daher schnell bei Merito. Für ein Instrument des italienischen Geigenbauers Antonio Stradivari – sie sind seit Jahrhunderten beliebte Anlageobjekte – wird von Habermayer immer wieder eine Investmentgemeinschaft gegründet. Dabei beteiligen sich mehrere Anleger mit unterschiedlich hohen Anteilen an dem Instrument. Die Eigentümer müssen auch Einigkeit darüber herstellen, wie und wann ein Ausstieg aus dem Investment vonstattengehen wird. Weil vor allem die Stradivaris sehr gefragt sind, sorgt deren Knappheit für eine Wertsteigerung von rund sieben Prozent.

Im Gegensatz zu vielen anderen Investments müssen Instrumente auch bespielt werden, daher stellt Merito auch Leihverträge mit Künstlern auf. Als eine Art von besonderer Rendite kann also die Freude gelten, wenn ein Stargeiger auf der Bühne steht und dabei jenes Instrument in Händen hält, an dem man beteiligt ist.

Bei Geigen sind es Faktoren wie etwa der Zustand des Instruments, der Klang und der Geigenbauer oder wer das Instrument schon gespielt hat, die auf den Preis einwirken. Für ein Instrument wie etwa die Lady Blunt Stradivarius müssen schon mehr als elf Millionen Euro auf den Tisch gelegt werden. Insgesamt umfasst der Markt für investierbare Geigen, Violoncelli und Bratschen rund 10.000 Instrumente aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Der Anlegerkreis für dieses Segment ist daher "klein und exklusiv", erklärt Habermayer.

Goldrausch

Einen regelrechten Boom erlebt hingegen der Markt für einen anderen Sachwert, bei dem es aber mehr ums Sammeln geht. Gemeint ist Whisky. Der Markt für Macallans und Dalmores wächst rasant. Im Vorjahr haben in Großbritannien – übrigens der weltgrößte Markt für Whisky – 58.758 Flaschen der goldfarbenen Flüssigkeit bei Auktionen ihren Besitzer gewechselt. Und das in Summe für umgerechnet 16,03 Millionen Euro.

Wer auf diesem Markt mitspielen will, muss aber auch schon tief in die Tasche greifen. Sechsstellige Summen sind für die teuersten Sorten mittlerweile nicht mehr unüblich. So wurde eine Flasche Karuizawa aus dem Jahr 1960 vergangenen April um 100.100 Pfund (ca. 113.000 Euro) verkauft. Japanischer Whisky war zuletzt ein Renner unter Kennern.

Ein profunder Kenner der Szene ist der Schotte Andy Simpson, der auch versucht, mit Indizes die Marktentwicklung zu beschreiben. Im Index RW Apex 1000 (siehe Grafik) fasst Simpson die Wertentwicklung der 1000 weltweit teuersten Whiskyflaschen zusammen. In nur sieben Jahren ist der Wert dieser Flaschen um 367,5 Prozent gestiegen. Allein im Vorjahr betrug die Preissteigerung knapp 28 Prozent.

Der enorme Wertzuwachs liegt vor allem darin begründet, dass Whisky vor ein paar Jahren ein Trend wurde und die Destillerien auf die Nachfrage nicht schnell genug reagieren konnten. Ein guter Tropfen braucht Jahre Zeit für seine Reifung. Hinzu kam eine steigende Nachfrage aus China, was sich positiv auf die Preise auswirkte.

Stabil ist dieses Geschäft aber nicht. Was heute Mode ist, kann morgen wieder vorbei sein. Wer edle Tropfen besitzt, kann sich diese dann aber schmecken lassen. (Bettina Pfluger, 20.1.2018)