Wie misst man Abgase richtig? Die Meinungen darüber gehen derzeit auseinander.

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Wien – So überflüssig, wie von Autofahrerklubs beteuert wird, sind die Endrohrabgasmessungen, die in Österreich bald abgeschafft werden könnten, offenbar doch nicht. Die Projektgemeinschaft Emission Check 2020, der Prüfanstalten wie TÜV und Dekra angehören, kam zum Ergebnis, dass das Auslesen des elektronischen Fehlerspeichers der On-Board-Diagnose (OBD) allein nicht genügt. Lediglich bei 1,9 Prozent der Fahrzeuge konnten Mängel aufgespürt werden, wenn ausschließlich die On-Board-Diagnose-Daten geprüft werden.

Nur minimal höher war die Quote an auffällig gewordenen Fahrzeugen mit 2,4 Prozent beim zweistufigen Verfahren, bei der die Endrohrmessung nur durchgeführt wurde, wenn die OBD nicht vollständig prüfbereit war, also Fehlermeldungen auswarf.

Mehr auffällige Fahrzeuge

Signifikant mehr mangelhafte Abgasreinigungssysteme aufgespürt wurden erst bei einem echten Kombibetrieb von OBD und Endrohrmessung. Der Anteil der abgasdefekten Kfz schnellte in die Höhe, es wurden 7,1 Prozent auffällige Fahrzeuge erkannt. Für Deutschland mit 43,2 Millionen Kfz bedeute dies, dass allein rund eine Million Pkws mit abgasrelevanten Mängeln nicht identifiziert und in der Folge repariert werden können, so die Schlussfolgerung des Verbands der Prüfanstalten. "Eine Abgasuntersuchung mit obligatorischer Endrohrmessung ist daher zwingend notwendig."

Mit "Dieselgate" hat die Untersuchung übrigens nichts zu tun, sie wurde bereits im Februar 2015 veröffentlicht, also sieben Monate bevor die Abgasmanipulationen bei Volkswagen in den USA überhaupt aufgeflogen sind.

Klar stellen die ihrerseits an Abgasuntersuchungen verdienenden Prüfanstalten auch fest, dass es zwischen der On-Board-Diagnose abgasrelevanter Bauteile und der konventionellen Abgasuntersuchung mit direkter Messung am Auspuffendrohr keine "hundertprozentige oder direkte Korrelation" gebe. Dies deshalb, weil die beiden Methoden in Randbedingungen und Methodik unterschiedlich seien, sie seien grundsätzlich unterschiedlich ausgerichtet: "Einige Fehler können nur mit der einen oder anderen Methode festgestellt werden."

Manipulation möglich

So habe die OBD keine direkte Messung der limitierten Abgaskomponenten, dafür werden aber viele elektronische Komponenten kontinuierlich überwacht und Fehler erkannt. Die Abgasmessung hingegen erfasse exakt die Leistungsfähigkeit des Nachbehandlungssystems sowie des Motors generell. Allerdings, wenden mit der Materie vertraute Techniker ein, sei die Endrohrmessung relativ leicht zu manipulieren, indem man etwa vor dem Test mit Vollgas um den Häuserblock düst.

Sicher ist allerdings auch die OBD nicht, sie könne durch zwischenzeitliches Löschen des Diagnostic Trouble Codes beeinflusst werden. Die Kombination beider Verfahren sei daher keine Doppelprüfung, sondern eine Ergänzung, die eine hohe Wahrscheinlichkeit der Fehlererkennung garantiere. Mehrkosten verursachten die doppelten Tests nicht, denn die Anlagen sind in den Prüfanstalten ohnehin vorhanden. (ung, 19.1.2018)