Raúl Maia lässt im Wiener Wuk die Assoziationen blühen.

Foto: Ulli Koch

Wien – Zwei Männer in einem zwitschernden, schabenden, knisternden Paralleluniversum, das tief in "unsere" Wirklichkeit hineinreicht. Wie eine Liveprojektion lässt die Bühne diese andere Welt aufflackern, in der Paul Ace und Sunny Lovin eine Arbeit verrichten, von der wir nur träumen können. Denn die beiden werken in fantastischen Raumverschiebungen der Kommunikation – konkret in The Ballet of Paul Ace and Sunny Lovin von Raúl Maia und Thomas Steyaert, das derzeit als Uraufführung im großen Saal des Wiener Werkstätten- und Kulturhauses Wuk zu sehen ist.

Maia und Steyaert scheinen die Einsicht des deutschen Soziologen Niklas Luhmann zu bestätigen, dass nicht der Mensch, sondern nur die Kommunikation zu kommunizieren vermag. Daher könnten ihre Figuren Ace und Lovin als "Kommunikationauten" verstanden werden, die sich in etwas manövriert haben, das sie offenbar hervorragend beherrschen – nämlich das bis heute rätselhafte "System" (Luhmann) sichtbar zu machen, das die Gesellschaft befeuert oder ausbremst, heißlaufen oder abkühlen und dann wieder scheinbar ruhig dahintreiben lässt.

Ideenreich zerlegtes Pathos

Weder Ace noch Lovin sind Verkörperungen von Charakteren, sondern eher vergleichbar mit den seltsamen Gebilden, die der intelligente Ozean-Planet in Stanislaw Lems Solaris aus den Tiefen des Unbewussten seiner Betrachter projiziert. Im Stück übernimmt die Performance das irritierende Spiel des Planeten. Aus Latten, Platten und Matten hat Maia mit Steyaert eine Andeutung von Raum gezimmert. Diese wird mit Soundmaterialien (Kollaborateur: Peter Kutin) ergänzt und von Sabine Wiesenbauer durch ein Licht gezogen, dessen verstörend verführerische Farben und wüste Blackouts den Eindruck vermitteln, das Publikum säße vor einem live gespielten Fluxus-Experimentalfilm.

The Ballet of Paul Ace and Sunny Lovin ist allerdings weder theorieschwer noch ironiefrei angelegt. Im Gegenteil, die zwei Abenteurer lassen den unbedingt zur Unheimlichkeit der Kommunikation gehörenden Witz immer wieder aufblitzen. Dabei zerlegen sie mit ausgesuchtem Ideenreichtum das Pathos ihrer im Basteln und Bauen begriffenen Männlichkeit.

Die in brillanter Dramaturgie entstehende Landschaft aus Objekten lässt beim Publikum ein schillerndes Spektrum an Assoziationen aufblühen. Sogar der Solaris-Planet taucht auf: in Form eines folienumwickelten Balls, mit dem Ace und Lovin ab und zu spielen. Gerade auch dann, wenn sich ihre Gesichter durch aufgeklebte Papieraugen vorübergehend in starrende Masken verwandeln. (Helmut Ploebst, 19.1.2018)