Die Freude, in der Bundesregierung zu sitzen, ist Minister Mario Kunasek, Heinz-Christian Strache und FPÖ-Landeschef Darmann beim Kärntner Wahlkampfauftakt ins Gesicht geschrieben. Jetzt soll Kärnten folgen.

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Landeshauptmann Peter Kaiser und SPÖ-Geschäftsführer Daniel Fellner setzen auf eine Charmeoffesive mit mobilen Plakaten.

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Klagenfurt – Es ist Abend, das Straßendorf Pörtschach grell erleuchtet – und menschenleer. Plötzlich wummern laute Bässe daher. "Hodi-hodi-hooodeeiii", scheppert die John Otti Band von der mobilen Bühne vor dem Congress Center, und die Freunde der blauen Heimatpartei schunkeln vor den Ausschankbuden, aufgewärmt mit picksüßem Glühwein.

Es ist nasskalt an diesem Winterabend am Kärntner Wörthersee, wo die FPÖ ihren Wahlkampfauftakt für die Landtagswahl am 4. März zelebriert.

Drinnen im Saal sind die Wände dunkelblau dekoriert, es ist optisch aufmunitioniert, mit Rauchbomben und Lichtershow, wie in den besten Wahlkampftagen, als es noch gegen das politische Establishment ging.

Jetzt sitzt die Partei selbst dort, an den Regierungshebeln in Wien, an der DNA der Partei hat sich dadurch freilich nichts geändert. Es ist, wie es immer war.

Vermeintliche Feinde der Heimat

Der neue Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bleibt hier im Bierzeltambiente roh und hetzerisch in der Tonalität und instinktsicher beim Aufspüren der vermeintlichen Feinde der Heimat: "Zuwanderer ins Sozialsystem", Arbeitslose, die nicht arbeiten und sich in der Notstandshilfe ausruhen wollen, die Grünen und die Sozialisten, die ihm seinen Triumph nicht gönnen, der ORF und die "linken" Medien, die alles verdrehen, und selbst Tote wie Toni Sailer oder Jörg Haider mit Dreck bewerfen.

Die Fleißigen und Braven bekommen Lob und das Versprechen, Familien mehr Geld zu geben. Strache schont nur einen: den Kärntner ÖVP-Chef Christian Benger, der mit Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Rolf Holub (Grüne) in der Landeskoalition sitzt. Ihn könnte er noch brauchen. Die Blauen träumen davon, kein Zweifel, Kärnten wieder zurückzuerobern. Mithilfe der ÖVP.

Kaiser ahnt die Gefahr

SPÖ-Chef Kaiser ahnt natürlich die Gefahr und versucht sie auch propagandistisch zu spielen. Der Pakt zwischen FPÖ und ÖVP sei ohnehin bereits Teil der Koalitionsverhandlungen im Bund gewesen, warnt Kaiser. Der Landeshauptmann ist zwar allen Umfragen zufolge mit seiner SPÖ klar die Nummer eins und soll zumindest die 37 Prozent von 2013 halten können. Kaiser wird aber auch einen Koalitionspartner brauchen. Oder zwei.

Die Grünen drohen nach ihrer Spaltung aus dem Landtag zu fliegen und könnten als Koalitionspartner wegbrechen. Bleibt noch der unberechenbare Einzelkämpfer vom Rest des Teams Stronach, Gerhard Köfer. Aber mit ihm allein wird's für Kaiser nicht reichen. Die Blauen, die vom Tiefststand 2013 (17 Prozent) zulegen werden, spekulieren, dass es für sie gemeinsam mit der ÖVP (zuletzt 14 Prozent) reichen könnte.

Kaiser, sagt Landesparteichef Gernot Darmann, habe ziemlich alles im Land verbockt: in der Sozialpolitik versagt, kein Beachvolleyballturnier mehr, und auch das GTI-Treffen sei in Gefahr. "Wir wollen so stark werden, dass wir eine Regierung bilden können, oder dass es zumindest ohne uns keine Regierung gibt", sagt Darmann. Dafür wird Jörg Haider wieder angerufen: "Er schaut runter und hätte seine Freunde mit uns", sagt Strache, und das Auditorium klatscht sich in Begeisterung.

Ehre Treue, Heimat

Und da ist noch das ganz Essenzielle, das dem Land wieder Identität und Zusammenschluss geben soll. Der ehemalige "EU-Bauer" vom Villacher Fasching, der jetzt für die FPÖ moderiert, brummt es beschwörend ins Mikro: "Ehre, Treue, Heimat. Der Duft der Erde." Das ist der nationalistische Bilderbogen, der wieder über dem Land Kärnten strahlen soll.

Mit Trommelgetöse und düsteren Klängen, die wie Filmmusik einer altgermanischen Heldensaga aus den Lautsprecher donnern, waren Strache, Darmann und Verteidigungsminister Mario Kunasek fahnenschwingend im Saal eingezogen. Die Moderatorin kämpfte vor Aufregung mit der Stimme: "Unser Vizekanzler – wie das klingt!" Strache legt dann "mit Stolz", wie er sagt, nach: Das Regierungsprogramm mit der ÖVP sei zu 75 Prozent von der FPÖ geschrieben. Vielmehr: "Schon aus der Opposition heraus haben wir Druck aufgebaut. Die anderen Parteien haben unsere Themen übernommen." Für Vizekanzler Strache ist die Saat aufgegangen. Darmann wartet noch. (Walter Müller, 20.1.2018)