Amena Khan posiert mit Kopfbedeckung für Shampoo-Werbung.

Foto: L'Oreal

Amena Khan ist Influencerin. Den eher analog verhafteten Zeitgenossen sei gesagt, dass das rein gar nichts mit der derzeit grassierenden Grippewelle zu tun hat. Ein Influencer ist ein Mensch, der aufgrund seiner intensiven Präsenz in sozialen Netzwerken von Facebook bis Instagram meist im Lifestyle-Bereich zum Werbeträger und Marketingwerkzeug wird.

Amena Khan ist ein solches Tool. Auf ihrem Instagram-Account darf sie auf stolze 570.000 Follower verweisen, auf dem Kanal von Youtube haben ihre Beiträge und Beauty-Videos 390.000 Fans. Das ist nicht schlecht, aber es gibt in diesem Business noch ganz andere Kapazunder. Warum es dieser Tage gerade Khan ist, die es in die internationalen Schlagzeilen schafft, hat einen anderen Grund.

Im Rahmen einer Multimediakampagne wirbt sie (nicht zum ersten Mal) mit Hijab für den Milliardenkonzern L'Oréal. Auch das wäre jetzt noch nicht der Hammer. Kooperationen mit Models, die Hijab tragen – dabei handelt es sich um ein islamisches Kopftuch, das Haare, Ohren, Hals und Ausschnitt bedeckt -, sind in der Mode-, Beauty- und Sportwelt nichts Neues. Im Frühjahr des vergangenen Jahres entwickelte etwa Nike einen Hijab für Sportlerinnen. Es ist das Produkt, das im Zusammenhang mit der Kopfbedeckung ein weltweites "Aha" auslöst. Es handelt sich nämlich um Shampoo, für das Khan samt pinkem Hijab wirbt. Man sieht das Bild einer Frau, das in einer Riesenindustrie einen großen Schritt nach vorne darstellt. Das Bild einer Frau, die eine verheiratete Mutter ist, im englischen Leicester zu Hause ist und über die (bislang) sonst nicht viel Persönliches zu erfahren ist.

Natürlich verschafft diese Aktion nicht nur Aufmerksamkeit für eine kulturelle beziehungsweise gesellschaftliche Problematik, sondern auch für das Haus L'Oréal. Diese Kampagne ist ein absolutes Statement und ein gefinkelter, internationaler Werbecoup zugleich.

Khan, die den Hijab seit ihren Zwanzigern trägt und nebenbei in Unternehmen für Accessoires, Kopfbedeckungen, Make-up und falsche Wimpern involviert ist, manövriert die Geschichte auf die raffinierte, fast philosophische Frage zu, die sie in der britischen Vogue stellte: "Warum nimmt man immer an, dass Frauen, die ihre Haare nicht zeigen, diese auch nicht pflegen? Die gegenteilige Annahme wäre, dass jeder, der sein Haar zeigt, sich nur deswegen darum kümmert, um anderen zu gefallen." (Michael Hausenblas, 19.1.2018)

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