Die Türkei bombardiert Stellung der Kurden in Syrien.

Foto: APA/AFP/Kilic

Ankara/Damaskus – Die seit Tagen angekündigte Bodenoffensive der Türkei in Nordsyrien hat nach Angaben von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan "de facto" begonnen. Der Einsatz gegen die von Kurden kontrollierte Stadt Afrin habe begonnen, danach werde Manbij angegriffen, sagte Erdogan am Samstag bei einer Rede.

Nähere Angaben machte er zunächst nicht, die türkischen Streitkräfte hatten Stellungen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG bereits zuvor beschossen.

Bombenangriffe

Türkische Kampfflieger haben am Samstag kurdische Stellungen in Nordsyrien angegriffen. Das teilte der türkische Regierungschef Binali Yildirim in einer im Fernsehen übertragenen Rede mit. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP an der türkisch-syrischen Grenze sah Kampfflugzeuge, die auf syrischem Gebiet Angriffe flogen, und aufsteigende Rauchwolken.

Die türkische Armee bestätigte derweil den Beginn des Einsatzes "Olivenzweig" in Syrien. Dieser sei gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG gerichtet, aber auch gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Nach Medienberichten rückten zudem Rebellen der pro-türkischen Freien Syrischen Armee (FSA) in die Region um die von Kurden kontrollierte Stadt Afrin vor.

Russland zieht Soldaten ab

Wegen der türkischen Offensive hat Russland seine Soldaten aus dem umkämpften Gebiet abgezogen. Damit sollten "mögliche Provokationen" vermieden und eine "Bedrohung für Leben und Gesundheit der russischen Soldaten" ausgeschlossen werden, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau. Die Soldaten hätten sich in die Deeskalationszone um die syrische Stadt Tall Rifaat zurückgezogen.

Lawrow und Tillerson telefonieren

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat wegen der Offensive mit seinem US-Kollegen Rex Tillerson telefoniert. Wie das russische Außenministerium am Samstag auf seiner Facebook-Seite mitteilte, erörterten die beiden Chefdiplomaten die Lage in Syrien.

Dabei seien auch "Maßnahmen zur Wahrung der Stabilität im Norden des Landes" diskutiert worden. Zudem hätten Lawrow und Tillerson über den Friedensprozess unter der Vermittlung der UNO gesprochen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Kongress des syrischen nationalen Dialogs, der Ende Jänner im russischen Sotschi stattfindet. Das Telefonat sei auf Initiative der USA erfolgt.

In den vergangenen Tagen hatte die Türkei Panzer und Artillerie an der Grenze zu Syrien zusammengezogen. Die Türkei sieht die YPG-Miliz als Terrororganisation an. Die USA sehen in der Miliz dagegen einen ihrer effizientesten Verbündeten im Kampf gegen den IS. (APA, 20.1.2018)