Eine Schwangerschaft dauert zehn Monate zu je 28 Tagen. Nur etwa fünf Prozent der Babys kommen am berechneten Geburtstermin zur Welt.

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Es ist eine Antwort, die wie aus der Pistole geschossen kommt. Wie lange eine Schwangerschaft dauert? Na ja, neun Monate eben. Das weiß jedes Kind. Tatsächlich ist das aber nicht ganz korrekt. "Allgemein dauert eine Schwangerschaft zehn Lunarmonate, also zehn Monate zu je 28 Tagen. Ein Lunarmonat ist ein Mondmonat und wird für die ursprüngliche Berechnung der Schwangerschaftsdauer angewendet", erklärt Robert Hundegger, Gynäkologe und Oberarzt des Landesklinikums Mistelbach.

Das Zählen beginnt also ab dem ersten Tag der letzten Monatsblutung. Dieser Methode nach dauert eine Schwangerschaft exakt 280 Tage, das sind 40 Wochen – von diesen ist eine Frau allerdings nur 38 Wochen tatsächlich schwanger ist. "Die Befruchtung einer Eizelle findet erst am Ende der zweiten Woche statt. Deshalb muss man die ersten zwei Wochen einer Schwangerschaft abziehen", erklärt Frauenärztin Agnes Hofer aus Hollabrunn, die weiß, dass viele Frauen eine Schwangerschaft überhaupt erst durch die Morgenübelkeit bemerken. "Es gibt aber auch Schwangere, die keine dieser Symptome aufweisen. Frauen können in einer Schwangerschaft unter Übelkeit leiden und bei ihrem nächsten Kind keine derartigen Beschwerden erleben", so Hofer, das sei ganz unterschiedlich.

Auf die Welt kommen

Der Geburtstermin eines Babys wird mit der sogenannten Naegele-Regel ausgerechnet. So werden bei einem Zyklus mit 28 Tagen vom ersten Tag der letzten Regelblutung sieben Tage und ein Jahr dazugezählt und im Anschluss drei Monate abgezogen. Das Ergebnis ergibt den voraussichtlichen Geburtstermin des Kindes. "Beim regelmäßigen Zyklus, wenn also 28 Tage zwischen den Blutungen vergehen, ist es eine sichere Berechnung." sagt Gynäkologe Robert Hundegger.

Allerdings gibt es Frauen, die einen sehr unregelmäßigen Zyklus haben, was die Vorausberechnung schwieriger macht. In diesen Fällen lässt sich mit einer Ultraschalluntersuchung der Status einer Schwangerschaft feststellen. In den ersten Wochen lässt sich aus der Größe des Embryos ziemlich genau die Schwangerschaftsdauer ableiten. "Der Geburtstermin kann aufgrund der Scheitel-Steiß-Länge des Kindes bestimmt werden. Misst man das Baby von Kopf bis zum Gesäß ab, kann man die Körperlänge einer bestimmten Schwangerschaftswoche zuordnen", erklärt Frauenärztin Agnes Hofer.

Diese Methode funktioniert allerdings nur bis zur 14. Woche, da sich in dieser Zeitperiode alle Babys gleich entwickeln. Danach verläuft die Entwicklung jedes einzelnen Kindes unterschiedlich. "Erfährt die Patientin erst später von ihrer Schwangerschaft, kann im Ultraschall auch das Kleinhirn des Kindes vermessen und so die Schwangerschaftswoche bestimmt werden", erklärt Hofer weiter.

Die Zeit im Bauch

Die Dauer einer Schwangerschaft kann aber auch vom Alter der Mutter abhängen. "Schwangerschaftskomplikationen kommen besonders bei älteren Frauen vor. Diese können eine vorzeitige Geburtseinleitung oder einen Kaiserschnitt notwendig machen", sagt Robert Hundegger. "Je älter, desto höher ist das Risiko, während der Schwangerschaft Komplikationen wie Inkontinenz, Bluthochdruck oder Schwangerschaftsdiabetes zu erleiden", stellt Hundegger klar.

Die Schwangerschaftsdauer wird übrigens auch im Mutter-Kind-Pass dokumentiert. Hier wird die Dauer mit abgeschlossenen Wochen und abgelaufenen Tagen der aktuellen Woche angegeben. Ist eine Frau also 27 Wochen und vier Tage schwanger, wird es im Mutter-Kind-Pass mit 27+4 SSW (Schwangerschaftswoche) vermerkt. Die ersten Wochen einer Schwangerschaft sind in Bezug auf Fehlgeburten und Komplikationen die unsichersten. "In der elften oder zwölften Woche ist das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden, schon geringer", erklärt Hofer.

Der Prozentsatz der Babys, die tatsächlich an dem vorausberechneten Geburtstermin auf die Welt kommen, ist allerdings eher gering: "Es kommen in etwa nur fünf Prozent am geplanten Tag auf die Welt", sagt Hundegger. Denn wann genau die Wehen einsetzen, bestimmt letztendlich das Kind. "Der internationale Standard besagt, dass man nicht länger als zehn Tage nach dem berechneten Geburtstermin warten soll", erklärt Frauenärztin Hofer. Dann entscheidet der Arzt, ob eine Geburt eingeleitet werden muss. (Selma Tahirovic, 26.1.2018)