Wien/Burgenland – "Nicht so schnell!" Was das Motto der beiden Kontrahenten auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn ist, war auch der Ordnungsruf vom Chef. Die Idee, den Kia Stonic und den Hyundai Kona jeweils mit dem 120 PS starken Turbo-Dreizylinder-Benziner gegenüberzustellen, weil sie ja quasi Zwillinge sind, findet er zwar gut, die Begründung lässt er aber nicht gelten. "Zweieiige Zwillinge", korrigiert er. Denn die beiden Konzernbrüder Stonic und Kona teilen sich zwar vom Motor über die Fahrzeuglänge wie der SUV-Klasse bis zur eigenwilligen Färbung alles, stehen aber auf unterschiedlichen Plattformen.

Der Hyundai Kona.
Foto: Guido Gluschitsch

Und das hat Folgen. Für den Hyundai heißt das: mehr Gewicht und schlechtere Beschleunigung. Der Kia indes lässt seinen konkurrierenden Konzernbruder ziehen, wenn es darum geht, Allradantrieb und Automatik anzubieten.

Der Kia Stonic.
Foto: Andreas Stockinger

Damit sind zwei große Unterschiede zwischen den beiden schon ausgemacht. Trotzdem werden gerade sie nur in den seltensten Fällen kaufentscheidend sein. Ein Grund dafür ist, dass in der Fahrzeugklasse der kleinen SUVs ein Allradantrieb genauso gefragt ist wie Winterreifen für einen Miura. Und ob der SUV jetzt in zehn oder zwölf Sekunden am Hunderter kratzt, wird wohl auch keinen kümmern, der sich für den 120 PS starken Turbo-Dreizylinder-Benziner interessiert.

Der Innenraum des Kia.
Foto: Andreas Stockinger

Die aufgeladenen Dreizylinder mit einem Hubraum von nur einem Liter werden ja gerade große Mode bei kleinen Autos. Sie haben deutlich mehr Leistung als vergleichbare Benziner, diese sollte man aber nicht permanent abrufen, denn auch bei wenig Hubraum gilt: Turbo läuft und säuft.

Der Innenraum des Hyundai.
Foto: Guido Gluschitsch

Kein Problem für die Zielgruppe. Wer unbedingt nach Drehmoment giert, wird zum Diesel greifen – den nur Kia für den Stonic anbietet, zumindest im Moment. Wer wirklich auf PS steht, wird zum 177 PS starken Turbo-Vierzylinder des Kona greifen. Das Dreibein bleibt folglich die Wahl jener, die genau diesen Motor wollen.

Die Ruhigeren werden vermutlich eher zum Stonic greifen, allein weil sein Design schlichter ist, zeitloser, obwohl gerade die moderne Tigernase im Grill, ein wichtiges Markenzeichen von Kia, sehr viele Freunde hat.

Das Heck des Hyundai Kona.
Foto: Guido Gluschitsch

Blicke auf sich ziehen kann trotzdem der Kona besser. Gerade junge Leute sind fasziniert von seinem auffälligen Design.

Was beide gut können, ist komfortabel sein. Auch was die Fahrwerksabstimmung und was die Palette von Infotainment- und Fahrassistenten angeht. Vom digitalen Radio über die Smartphoneeinbindung bis Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung und Spurhalteassistenten ist alles im Testauto verbaut. Zumindest im Kona. Im Stonic gab es statt des Spurhalteassistenten den Fahrspurwarner. Geschenkt, bei einem Preisunterschied von 4800 Euro, wenn man beide Fahrzeuge in Vollausstattung vergleicht.

Das Heck des Kia Stonic.
Foto: Andreas Stockinger

Ebenfalls nicht in die Kaufentscheidung wird das Kofferraumvolumen eingreifen, das bei aufrechten Sitzen beim Kona, bei umgelegten Sitzen beim Stonic ums Kennen größer ist. Bleibt unterm Strich die Optik, die es ausmacht.

Foto: Andreas Stockinger

Preissensiblen wird das Design aber wurscht sein, die greifen zum Kia. Auch weil für jene die sieben Jahre Garantie, bis 150.000 Kilometer, bestimmt ein Thema sind. Hyundai bietet fünf Jahre, dafür ohne Kilometerbegrenzung. (Guido Gluschitsch, 2.2.2018)

Foto: Guido Gluschitsch