Wien – Der 43-jährige Data Scientist Allan Hanbury übernimmt die neue Stiftungsprofessur für Data Intelligence an der Technischen Universität (TU) Wien. Hervorgegangen ist die Stelle aus einer Forschungskooperation mit der Deutschen Telekom AG, T-Mobile Austria und der TU Berlin. Insgesamt steht in den kommenden fünf Jahren eine Million Euro bereit.

"Mit Data Intelligence soll eine Brücke zwischen den Methoden 'Chatbots', 'Deep Learning' und 'Empfehlungssysteme' sowie den spezifischen Anwendungsbereichen, von Industrie über Medizin bis zur Telekommunikation, gespannt werden", sagte Hanbury. Derzeit gebe es zwei Probleme: Was in der Theorie gehypt werde, beispielsweise Künstliche Intelligenz, funktioniere in der Praxis nicht so einfach. Zweitens würden sich die Methoden zum Teil noch nicht reibungslos in die Arbeitsabläufe integrieren lassen.

Die Forschungen des aus Südafrika stammenden Wissenschafters fokussieren auf die semantische Textanalyse, bei der große Textmengen automatisiert ausgewertet werden. In bisherigen Projekten konnte man beispielsweise nachweisen, dass durch die Analyse der Texte von Bank-Direktoren in den Jahresberichten auf das künftige Anlageverhalten der Bank geschlossen werden kann. In einem anderen Projekt wurden die Eckdaten von medizinischen Fachartikeln automatisch ausgelesen.

Data Analytics und Intelligent Interaction

Die Stiftungsprofessur ist an der Fakultät für Informatik angesiedelt und legt den Fokus auf grundlagen- sowie anwendungsorientierte Forschung in den Bereichen Data Analytics und Intelligent Interaction. "Damit können wir unsere Position als führende Informatik-Ausbildungsstätte in Europa stärken", sagte TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler. Außerdem könne man so ein neues Fachgebiet implementieren, aus dem letztendlich auch ein neuer Masterstudiengang hervorgehen soll.

Daten würden zwar als das neue Gold bezeichnet, gerade bei der Datenauswertung sei aber nicht alles Gold, was glänzt, verwies Rüdiger Köster, Technik-Vorstand bei T-Mobile Austria, auf noch zu lösende Aufgaben. Notwendig seien ein verantwortungsvoller Umgang und ein gesellschaftlich sinnvoller Einsatz von Daten, etwa im Medizin- oder Umweltbereich. Die Stiftungsprofessur, dotiert mit Geldern der Deutschen Telekom, helfe Österreich, hier mit vorne dabei zu sein.

"Die Wissenschaft kann nicht nur in den Universitäten bleiben. Es sind neue Formen der Kooperation notwendig. Wir müssen neue Möglichkeiten der Finanzierung suchen", strich Angela Ittel, Vizepräsidentin der TU Berlin, hervor. Die "wissenschaftlich-industrielle Brücke" zwischen den beiden großen technischen Universitäten soll jedenfalls weiter verstärkt werden. (APA, 22.1.2018)