Ellen Pompeo im Klartext: "Es ist meine Show, ich bin die Nummer eins."

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Sie geht auf die 50 zu, ist Star einer Arzt-, oder besser gesagt: Ärztinnen-Serie und nun auch die höchstbezahlte Seriendarstellerin überhaupt. Für die geplanten Staffeln 15 und 16 erhält "Grey's Anatomy"-Star Ellen Pompeo 20 Millionen Dollar, 575.000 sind es pro Folge – und es könnten noch viele Folgen werden. Serienerfinderin Shonda Rhimes macht die Zukunft der seit 2005 laufenden Endlosserie von Pompeo abhängig: "Die Serie wird so lange laufen, so lange Ellen will."

Und das könnte einem aktuellen Interview im "The Hollywood Reporter" nach zu schließen noch länger sein. Darin erzählt Ellen Pompeo (48), warum sie mit ihrem hochbezahlten, aber vielleicht weniger anerkannten Part zufrieden ist. Den Mut, ihren Anteil an einer der erfolgreichsten Serien des Senders ABC einzufordern, hätte sie nicht zuletzt Serienerfinderin Rhimes zu verdanken, die sich mehr und mehr mit ihrer einflussreichen Position anfreundete, erzählt Pompeo: "Sie hat auch mich ermächtigt." Auch der Ausstieg von Serienkollege Patrick Dempsey war für sie ein wichtiger Zeitpunkt, bescheidene Anwandlungen hinter sich zu lassen. Der männliche Part Dempseys wurde immer wieder gegen sie verwendet, "wir brauchen dich nicht, wir haben Patrick", erzählt Pompeo, die inzwischen auch als Regisseurin und Produzentin tätig ist. Auch sprach Dempsey nie mit ihr über Gagen, obwohl Pompeo mehrmals versuchte, sich mit ihm wegen Vertragsverhandlungen abzusprechen – woran er keinerlei Interesse gezeigt habe.

Faye Dunaway und ihr Prius

Irgendwann verlangte Pompeo einfach eine Gage, die um 5.000 Dollar höher als die von Dempsey sein sollte. Sie bekam die fünftausend Dollar mehr – oder wie hoch auch immer die Gage ausgefallen wäre – nicht. Sie hätte die Show verlassen können, warum ist sie also geblieben? "Es ist meine Show, ich bin die Nummer eins", stellte sie für sich klar, sie habe außerdem wie viele andere Schauspielerinnen wohl auch gedacht: "Warum sollte ich eine tolle Rolle wegen eines Typen aufgeben? Warum sollte ich mich von einem Typen aus meinem eigene Haus vertreiben lassen?"

TV Guide

Dass sie die Rolle der Meredith Grey weit über zehn Staffeln lang spielen würde, hat Pompeo weder erwartet, noch wollte sie es. Sie wollte nicht für ein paar Jahre oder noch länger an eine Produktion gebunden sein. Ob ihr Agent denn verrückt sei, polterte Pompeo, als man sie zu dem Casting schicken wollte. Heute wisse sie allerdings, wie das Filmgeschäft mit Frauen umgeht. Sie selbst würde zwar nicht als erfolgreich gelten, der Vergleich des Serienstars mit jüngeren Schauspielerinnen, die vielleicht ein "paar große Filme" gemacht hätten, lässt Pompeo aber offenbar zufrieden auf ihre Entscheidung, doch zum Casting gegangen zu sein, zurückblicken. Denn diese Schauspielerinnen würden vielleicht noch bis sie 33 oder 34 Jahre alt sind vorkommen dürfen, dann würden sie "entsorgt wie Müll von gestern". "Ich meine, Faye Dunaway fährt heute einen verdammten Prius. Es ist nichts falsch daran, einen Prius zu fahren, aber sie hat keine ökonomische Macht."

Langweilige Schauspielerei

Genau die hat Pompeo jetzt, und darüber sei sie froh. Vor allem seit sie im Zuge der Time's-Up-Bewegung an Treffen mit anderen Schauspielerinnen teilnimmt, darunter viele Oscar-Preisträgerinnen, die davon erzählen, wie sie ausgenutzt wurden und Übergriffe fürchten mussten. Ihre Kreativität würde Pompeo heute lieber als Produzentin einsetzen, die Schauspielerei hingegen langweile sie, Regie zu führen wäre zwar "cool", es würde sie aber zu sehr von ihren Kindern fernhalten. Es wäre also schon okay, dass sie dafür "Tonnen von Geld" bekomme. (red, 22.1.2018)