Nach #MeToo kommt #TimesUp: Der Hashtag am Revers eines Schauspielers bei den Golden Globes.

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James Franco ist kein Unbekannter. Bei der jüngsten Verleihung der Golden Globes lächelt der Schauspieler mit einem #TimesUp-Anstecker freundlich in die Kameras. Zugleich beschuldigen ihn mehrere Frauen der sexuellen Nötigung. Männer, die sich als Feministen inszenieren, wenn es en vogue ist, um dann der Heuchelei überführt zu werden, sind keine Seltenheit. Auch wenn nichts bewiesen ist, ist dies nur einer von vielen Vorfällen, die ein schmuddeliges Licht auf die feministische Männerwelt werfen.

Eine Spurensuche in Hollywood alleine ist aber nicht nötig, um das zu erkennen. In der Alpenrepublik ist es Peter Pilz, der sich insbesondere als Retter von Migrantinnen in Szene setzt. Zumindest bis zu dem Vorwurf der sexuellen Belästigung. Er könne sich an nichts erinnern und außerdem sei er einer dieser "älteren, mächtigen Männer", die denken, dass sie sich alles erlauben könnten. Letztlich reicht ein Blick in unsere soziale Realität, um den krankhaften Sexismus in der Männerwelt zu erkennen. Ob in der U-Bahn, im Büro, beim Ausgehen, am Stammtisch oder in der Verteilung von Haus- und Erwerbsarbeit: Frauen haben es in fast allen Sphären des alltäglichen Lebens mit männlicher Dominanz zu tun. Wenn sie sich dann über sexualisierte Gewalt und Übergriffe wehren, kommen schnell heuchlerische Phrasen wie "I hobs ja ned so gmoant" und "Geh, stöh di ned so an".

Türkis-blaue Re-Naturalisierung

Nicht viele Österreicher bezeichnen sich öffentlich als Feminist (männlich, Singular). Das Problem dabei? Der fehlende Mut, sich offen und klar für die Gleichstellung einzusetzen, um den notwendigen gesellschaftspolitischen Wandel einzuleiten. Und was steuert die Politik bei? Ein Blick in das türkis-blaue Regierungsprogramm ist eher deprimierend.

Den österreichischen Frauen wird zwar ein Kapitel auf drei Seiten gewidmet, Themen wie sexueller Missbrauch oder Sexismus kommen nur marginal vor. Während einerseits auf ein "gleichberechtigtes Miteinander" gepocht wird, weist das Programm zugleich auf die "Besonderheit beider Geschlechter" sowie die "Verschiedenheit von Mann und Frau" hin. Eine Erläuterung bleibt aus, aber es klingt nach Re-Naturalisierung der Kategorie Geschlecht. Eine Schelmin, die jetzt böses denkt. In einem weiteren Absatz geht es um Lehrberufe für Frauen. Dort heißt es: "Durch veränderte Qualifikationsanforderungen erweisen sich diverse Berufe in unserer Wirtschaft als Chance für Frauen, insbesondere für jene, die eine anspruchsvolle Tätigkeit mit entsprechender Bezahlung suchen." Dieser Satz impliziert derart viel sexistischen Nonsense, dass sich Johanna Dohnal mehrmals im Grabe umdreht. Gibt es einen Lichtblick?

Nur Mut, Männer!

Ja. Das Frauenvolksbegehren 2.0 steht mit einem sechsseitigen Forderungskatalog in den Startlöchern. Vor mehr als 20 Jahren sind mehr als 650.000 Österreicherinnen und Österreicher mit ihrer Unterschrift für Gleichheit und Gerechtigkeit eingetreten. Seit damals hat sich kaum etwas verändert. Im Jahre 2018 sollten es mehr als 1.000.000 Österreicherinnen und Österreicher sein, die für ein modernes, gerechtes und respektvolles Weltbild eintreten. Und insbesondere Männer sollten den Mut aufbringen und die Zeichen der Zeit erkennen, um diese historische Wende einzuleiten. Alles andere wäre Heuchelei. (Karim Saad, 23.1.2018)