Die genauen Hintergründe und das geplante Ausmaß der türkischen Militäraktion gegen die Kurden in Nordsyrien sind unklar, aber eines steht außer Zweifel: Es ist eine schwere Niederlage für die USA. Ihr wichtigster Verbündeter wird von einem Nato-Partner militärisch niedergemacht, ohne dass Washington etwas tun kann. Denn der türkische Präsident Tayyip Erdogan hat Russland auf seiner Seite, und damit auch den syrischen Machthaber Bashar al-Assad. Die US-Entscheidung, die Kurden im Kampf gegen den "Islamischen Staat" weiter zu bewaffnen, erweist sich nun als schwerer Fehler.

Wie es dazu kommen konnte, ist klar: US-Präsident Donald Trump ist vernarrt in Militärs und verachtet Diplomaten. Das US-Außenministerium unter der Führung von Rex Tillerson ist ein Schatten seiner selbst, ohne Strategie und Einfluss. Hunderte diplomatische Leitungsposten sind unbesetzt, und seit Dezember ist auch der Botschafterposten in Ankara verwaist.

Die Beziehungen der USA zur Türkei haben sich im Laufe des Vorjahres immer weiter verschlechtert. Daran trägt auch Erdogan Schuld. Aber mit etwas diplomatischem Geschick hätte Washington den offenen Konflikt verhindern können. Doch die US-Syrienpolitik wird heute von Generälen und politischen Günstlingen gemacht. Wenn die Diplomatie versagt, kann auch das mächtigste Militär nichts ausrichten. Das hat die Geschichte immer wieder gezeigt. (Eric Frey, 23.1.2018)