Die Polizei-Aktion in Marcoussis, südwestlich von Paris, rief auch die Medien auf den Plan.

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Bernard Laporte (links) und Mohad Altrad bei einem Montpellier-Match im Altrad-Stadion.

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Paris – Der Sitz des französischen Rugby-Verbands (FFR) in Paris wurde am Dienstag von der Polizei durchsucht. Die Beamten untersuchen einen möglichen Fall von Günstlingswirtschaft. Im Mittelpunkt: Verbands-Präsident Bernard Laporte. Auch in dessen Wohnung waren die Beamten zugange.

Der Vorwurf: Laporte, ein ehemaliger Internationaler, Teamchef und Ex-Sportminister während der Präsidentschaft Sarkozy, soll die Beschwerde-Kommission seines eigenen Verbandes unter Druck gesetzt haben. Ziel der Intervention war demnach die Reduktion von Sanktionen gegen den Topklub Montpellier Hérault gewesen. Montpellier gehört dem syrisch-stämmigen Geschäftsmann Mohad Altrad, der im Baugerüst-Business Milliarden gemacht hat. Der 69-Jährige, der auch als Romancier in Erscheinung tritt, ist eine jener schillernden Patrons, für die das französische Rugby berühmt-berüchtigt ist.

Seine Altrad-Gruppe beschäftigt rund 17.000 Mitarbeiter und beliefert Großbaustellen mit Gerüsten und Baumaschinen. Pikant ist nun, dass auch zu einer gewissen "BL Communication" Geschäftsverbindungen bestehen. Deren Inhaber? Bernard Laporte. Der Verbandschef hätte für Vorträge vor leitenden Altrad-Angestellten 150.000 Euro kassieren sollen. Nachdem die Öffentlichkeit von den Vorgängen erfuhr, trat Laporte von der Vereinbarung zurück.

2017 war gegen Montpellier zunächst eine Stadionsperre verhängt worden, nachdem dort gegen führende Funktionäre der Rugby-Profiliga LNR gerichtete Spruchbänder gezeigt wurden. Außerdem hätte der Klub 70.000 Euro Strafe zahlen müssen. Einen Tag später blieb eine Buße von nur noch 20.000 Euro übrig, die Schließung der Arena war überhaupt vom Tisch. Laporte bestritt jede Einflussnahme, trotzdem traten fünf Mitglieder der Berufungs-Kommission zurück.

Sponsor, Unterstützer, Freund

Zwischen Altrad und dem französischen Rugby-Verband gibt es aber noch weitere Querverbindungen. Das Unternehmen unterstützte die letztlich erfolgreiche Bewerbung um die Austragung der Weltmeisterschaft 2023, Anfang Jänner finalisierten Altrad und die FFR einen Sponsoring-Deal. Der Name der Firma des Laporte-Freundes ziert ab sofort für fünf Jahre die Trikots des Nationalteams, die FFR kassiert dafür 35 Millionen Euro. Altrad war der einzige Bewerber.

Eine Reaktion Laportes auf die Razzien der Polizei gab es zunächst nicht. Auch auf sportlichem Feld ist der Präsident unter Druck. Ende Dezember hatte er nach ungenügenden Vorstellungen der Nationalmannschaft Teamchef Guy Novès entlassen – ein davor in Frankreichs Rugby-Geschichte unerhörter Vorgang. Bereits in eineinhalb Wochen muss nun Nachfolger Jacques Brunel mit Les Bleus im Six-Nations-Turnier, der inoffiziellen Rugby-Europameisterschaft, bestehen. Die Aussichten waren schon einmal besser. (Michael Robausch, 23.1. 2018)