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Staatschef Miloš Zeman und seinem Herausforderer Jiří Drahoš am Dienstagabend.

Foto: REUTERS/David W Cerny

Prag – Ein harter Schlagabtausch hat sich am Dienstagabend zwischen dem tschechischen Staatschef Miloš Zeman und seinem Herausforderer Jiří Drahoš in ihrem ersten Fernsehduell vor der Präsidentschaftsstichwahl abgespielt. Zur Sprache kam erwartungsgemäß auch das Thema Flüchtlinge, bei dem Zeman Drahoš vorwarf, dieser sei der einzige Mensch in Tschechien, der für die Aufnahme von illegalen Migranten sei.

Zeman spielte so unter anderem auf einen auch von Drahoš unterzeichneten offenen Brief von Wissenschaftern und Akademikern an Politiker und Medien aus dem Jahr 2015 an, in dem eine "entgegenkommende" Politik gegenüber den Flüchtlingen gefordert wird. Drahoš wies die Kritik Zemans zurück und warf dem Staatschef eine "falsche Interpretation" seiner Aussagen vor.

Emotionale Debatte

Drahoš betonte, er lehne die Flüchtlingsquoten genauso ab wie Zeman. Auch habe er die Auffassung, dass Europa seine Grenzen verteidigen und den Flüchtlingen in ihren Herkunftsländern helfen müsse. In diesem Zusammenhang griff Drahoš Zeman mit der Frage an, was er als Staatspräsident für die Lösung der Flüchtlingskrise getan habe. Diese Frage könne man "nicht in Russland, China oder in zentralasiatischen Republiken lösen", betonte Drahoš in Anspielung auf die prorussische und prochinesische Haltung Zemans. Zeman konterte, Russland und China besuche er, um die Wirtschaftsbeziehungen zu unterstützen.

Eine emotionelle Debatte gab es auch zur Innenpolitik. Drahoš verwies darauf, dass der russische Geheimdienst die Wahlen in einer ganzen Reihe von Ländern einschließlich Tschechiens beeinflusst habe. Zeman nannte dies einen "Unsinn", weil die tschechischen Parlamentswahlen im Oktober 2017 ganz anders ausgegangen wären, etwa mit dem Sieg der Kommunisten, die jedoch mit 7,8 Prozent starke Verluste erlitten hätten. Zeman warf Drahoš vor, dieser habe die Wähler mit dieser Aussage "beleidigt".

Zeman "viel sicherer"

Laut der meistgelesenen tschechischen Nachrichtenseite novinky.cz zeigte sich Zeman bei dem TV-Duell "viel sicherer". Drahoš sei aber vorbereitet gewesen und habe sich "nichts gefallen lassen".

Das zweite und letzte TV-Duell zwischen Zeman und Drahoš findet am Donnerstagabend im öffentlich-rechtlichen tschechischen Fernsehen statt. Die Stichwahl ist dann für Freitag und Samstag geplant. (APA, 23.1.2018)